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Ländliche Stadthalle

■ Erde, Stroh und Bauernhäuser verwandeln die Stadthalle in einen Reiterparcours

In der Stadthalle verbreitet sich zur Zeit eine ausgesprochen ländliche Atmosphäre. Hier und da zumindestens. Durch den Eingang der Halle I fällt der Blick auf ein norddeutsches Bauernhaus mit Butzenscheiben und zwei gekreuzten Pferdeköpfen am Giebel. Das Haus ist ungefähr drei Zentimeter tief und wird von einem Stahlgerüst gehalten. In Halle IV haben die OrganisatorInnen des 27.Bremer Pferdesport-Festivals, das am Mittwoch beginnt, sogar eine ganze Reihe von Pappmache-Häusern hinter der ZuschauerInnen-Tribüne aufgebaut.

Den Charakter der Hallen I, II, IV und V prägt aber Erde, nichts als Erde. Soweit das Auge reicht, nichts als ländlicher, norddeutscher Boden, mit Dutzenden von LKWs herangeschafft und in die Hallen hineingekippt. Dreißig Zentimeter hoch liegt er jetzt überall, es fahren Trecker darüber und eggen, hegen und pflegen. Stolz erklären die VeranstalterInnen, 3000 Kubikmeter Erde herangeschafft zu haben. Oben auf dem soliden Bodenbelag breitet sich überall eine zentimeterdicke Schicht Sägespäne aus. In Halle V türmen sich zusätzlich Berge von Strohballen, auch Stallgeruch ist schon vorhanden, nur die Pferde und Kühe fehlen noch.

In Halle IV wird sich am Freitag auf der ländlichen Grundlage eine bäuerliche Darbietung besonderer Art ereignen: das Western-Turnier. „Cowboys“ werden auf ihren „Quarter-Horses“ im Reiten Stalltüren öffnen und wieder verschließen, hoch zu Roß über schmale Brücken schwanken und dafür jede Menge Dressur- Punkte einheimsen. Denn auch Western-Reiten ist Turnier- Sport. Als Höhepunkt trampelt eine Rinderherde an den friesischen Papphäusern vorbei. Die berittenen Kuhhirten halten sie im Zaume, wie es in den Weiten der nordamerikanischen Prairie notwendig ist und sortieren unter den Augen der Jury das eine oder andere „kranke“ Rindvieh fachgerecht aus der Herde aus.

Zu dem aus dem fernen Westen importierten bäuerlichen Brauchtum paßt dann auch wieder die Inschrift über dem Bauernhaus in Halle I: „Coca Cola — You can't beat the feeling.“

Hannes Koch

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