Klaus Umlauf — Ein Mann mit Vergangenheit

■ Die ungebrochene Karriere des ehemaligen Schatzmeisters des FDGB und Stasi-Gewerkschaftsfunktionärs

Der DGB hat in den letzten Monaten immer wieder klargestellt, daß er mit dem alten FDGB der DDR weder juristisch noch faktisch das Geringste zu tun haben will. Nur ganz wenige der politisch Unbelasteten konnten sich ausrechnen, in den neu aufzubauenden Apparat des DGB oder der entsprechenden Einzelgewerkschaften übernommen zu werden. Nur für einen scheinen diese Gesetze außer Kraft gesetzt: Klaus Umlauf, einen der beiden Geschäftsführer der Gewerkschaftlichen Vermögensverwaltungsgesellschaft „Märkisches Ufer“ (GVVG).

Streng genommen ist Umlauf keineswegs beim DGB beschäftigt, sondern bei einer Nachfolgeorganisationen des FDGB. Aber schon die paritätische Besetzung der Geschäftsführerposten mit ihm und dem DGB-Vertrauensmann Gottfried Feichtinger zeigt, daß die Interessen des alten FDGB-Apparates und des DGB in Bezug auf die weitere Verfügung über das FDGB- Vermögen eine enge Symbiose eingegangen sind.

Schon im Sommer war Umlauf, wie ein der taz vorliegender Briefwechsel mit dem DGB- Schatzmeister Helmut Teitzel belegt, als Finanzexperte des FDGB bevorzugter Ansprechpartner des DGB bei den Entscheidungen über die Finanzen des ehemaligen DDR-Gewerkschaftsbundes. Heute residiert er in seinem Büro in der Ostberliner Rungestraße 29 schon fast wie ein richtiger Manager.

Umlauf ist ein Mann mit Vergangenheit. Seit 1980 war er stellvertretender Vorsitzender der viertgrößten FDGB-Gewerkschaft der Mitarbeiter der Staatsorgane und Kommunalwirtschaft“ (MSK), der „Stasi-Gewerkschaft“ innerhalb des FDGB. Als stellvertretender Vorsitzender war er von Amts wegen zuständig für die Kontakte zur Stasi. Zwar bestreitet er, mehr als nur dienstliche Kontakte zur Stasi unterhalten zu haben, aber ein Bericht in der Februarausgabe der DGB- Funktionärszeitschrift 'Quelle‘ läßt daran Zweifel aufkommen. Danach hat der FDGB-Liquidator Rainer Schramm ihm am 28.0Ktober 1989 einen Revers zur Unterschrift vorgelegt, worin er an Eides Statt erklären sollte, nur „funktionsbedingte Kontakte“ zum Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR unterhalten zu haben. Umlauf weigerte sich, weil er „als einziger“ eine solche Unterschrift habe leisten sollen.

Schon vorher hatte Umlauf sich beharrlich der Befragung durch eine Kommission entzogen, die Amtsmißbrauch und Korruption bei der Gewerkschaft MSK untersuchen sollte. Kommissionsmitglied Pfarrer Frank D. Stolt berichtete der 'Quelle‘: „Umlauf hatte zweimal rechtzeitig mitgeteilte Termine, zu denen er von der Kommission gebeten war, Auskunft über seine Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender der MSK zu geben, ohne Entschuldigung nicht wahrgenommen.“ Zwar will auch Stolt damit nicht sagen, er sei inoffizieller Mitarbeiter bei der Stasi gewesen. Aber dennoch bleibe „vieles ungeklärt“, zumal die entsprechenden Kaderakten inzwischen offenbar vernichtet worden sind.

Unbeschadet all dieser Unklarheiten hat Umlauf seinen Weg an die Spitze der GVVG gemacht. Auf dem Wendekongreß des FDGB im Februar 1990 wurde er in den geschäftsführenden Vorstand des FDGB gewählt, zuständig für Planung und Finanzen, Vermögensverwaltung und Wirtschaftsbetriebe. Obwohl der FDGB-Vorstand insgesamt noch mehrmals wechselte und zum Schluß durch einen Sprecherrat der DDR- Einzelgewerkschaften abgelöst wurde — Umlauf blieb in seiner Funktion, offensichtlich unverzichtbar im Chaos der FDGB-Vermögensverhältnisse. Im Juli 1990 wurde er vom Sprecherrat als Geschäftsführer der GVVG eingesetzt. Das ist er bis heute geblieben. marke