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Flächendeckende Läpperlösung?

■ Bremen plant Jugendkunstschulen / Start in Vegesack und Obervieland

Jeff Koons: „Ad for Flash Art“, Sonnabend Gallery, New York

Hamburg hat's, Berlin hat's, hundert andere Städte und Käffer bundesweit haben's, sogar Oldenburg hat's, und Bremen soll's jetzt auch bekommen: Jugendkunstschulen. Vergleichbar mit den altbewährten Jugendmusikschulen sollen ab Herbst diesen Jahres in den Stadtteilen flächendeckend Institute eingerichtet werden, in denen von Kindesbeinen an die Jugend an das Handwerk der Künstler herangeführt wird. Jugendkunstschulen existieren seit 15 Jahren, und aus Niedersachsen z.B. hört man, daß

hierhin das Foto

von der seltsamen

Schulklasse

mit Lehrer

sie sich eines großen Zulaufs erfreuen. Ein Bremer Defizit also, das jetzt angegangen wird.

Den Anfang machen Bremen Nord und Obervieland. In der Ex- Billroth-Schule stehen Raüme zur Verfügung, und in Vegesack ist das Jugendfreizeitheim Alt-Aumund ins Auge gefaßt worden. Die Jugendkunstschule Nord wird von Meinhard Jantz-Kondering und Christine Böttcher organisiert, beide mit einigen Stunden abgeordnete LehrerInnen vom Schulzentrum Vegesack. Geplant ist ein Aufbausystem von Kursen,

in denen individuell künstlerische Fähigkeiten gefördert werden. Der Charakter ist zunächst schulmäßig; Jantz-Kondering legt allerdings Wert auf die Feststellung, daß im Sinne „kultureller Breitenarbeit“ auch Bereiche wie Theater und Musik in die Arbeit einbezogen werden. Denn mittelfristig ist ein Umzug in den „Kulturbahnhof Vegesack“ geplant, wo alle erdenklichen Kooperationen möglich sind. Inhaltliche Ideen sind z.B. eine „Erfinderwerkstatt“, Projekte zu „Fabelwesen“ oder „Märchen“.

Die Jugendkunstschulen sind ein Lieblingskind des Kunstpädagogen und Senatsdirektors Dieter Opper und behördenintern seit langem im Gespräch. Allerdings findet Opper den Namen „hochtrabend“, er bevorzug sparflammig „künstlerische Werkstatt“. An einem Konzept sitzen die ebenfalls teilabgeordneten LehrerInnen Angelika Klages und Eckard Hoenen seit Jahren. Opper schwebt eine „Grundausbildung“ vor, aber angesicht der finanziellen Ressourcen hält er nichts von einem „Superinstrument von oben“. Das Plänzchen soll schrittweise wachsen.

Hinter Oppers bewußtem Kleinfahren des Projekts steht für Kritiker wieder eine typisch bremische „Läpperlösung“: Narziss Göbbel, Initiator der Bremer „Kulturwerkstätten“, stört vor allem, daß die Jugendkunstschulen bisher „nicht fachöffentlich und kulturpolitisch diskutiert wurden“. Göbbel erwartet denn auch von den neuen Instituten lediglich eine „Verdopplung von Unterricht“ bzw, einen „Ersatzunterricht“ für das, was die Schule nicht leistet. Ein Gedanke, der naheliegt, weil alle bislang Beteiligten LehrerInnen sind und die Räumlichkeiten aus Kostengründen womöglich in Schulen gesucht werden.

Die nicht-öffentliche, „subkutane“ Planung stört auch Jantz- Kondering, der ebenfalls die „kleine Bremer Lösung“ befürchtet (abgeordnete Lehrer plus Schulräume). Er fordert eine Erprobungszeit von 5 Jahren und danach Regelförderung. LehrerInnen sollen das Projekt nur anstoßen, von KünstlerInnen soll es schließlich getragen werden. Erster Schritt in Kleckerrichtung in Vegesack: Zwei ABM-Stellen für Künstler sind beantragt. Und für die „kleine Lösung“ spricht auch, daß sich die Kunstdeputation vorerst nicht mit dem Projekt befassen wird. Burkhard Straßmann

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