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FLAUTE IM TOURISMUS

■ Auch die Reisebranche in Südostasien leidet unter dem Golfkrieg

Auch die Reisebranche in Südostasien leidet unter dem Golfkrieg

VONNIKOLAUSPREDE

Der Golfkrieg und die Angst vor Terroraktionen proirakischer Gruppen bringen dem Tourismusgeschäft der exotischen Fernreiseziele Philippinen, Thailand, Malaysia und Indonesien erste Einbrüche. Mit Maschinenpistolen und Schnellfeuergewehren bewaffnete Elitesoldaten in Kampfuniform bewachen rund um die Uhr den internationalen Flughafen Manila. Jedem Abflug ins Ausland gehen vierstündige Sicherheitskontrollen voraus. Dabei müssen sich Passagiere inzwischen auch die Hosentaschen umdrehen lassen.

Wegen des Krieges im Nahen Osten meiden Fluggesellschaften aus Sicherheitsgründen auf der Route Fernost-Europa die Flughäfen von Bahrain und Dubai als technische Zwischenstopps. Die Lufthansa und andere Airlines fliegen statt dessen über China, die Mongolei und die UdSSR.

Internationale Schiffahrtsgesellschaften schicken ihre Frachter wegen der brisanten Lage am Golf statt durch den Suez-Kanal um das Kap der Guten Hoffnung in Richtung Europa oder Fernost. Dieser Umweg verlängert die große Fahrt um bis zu 3.500 Seemeilen. Reedereien in Singapur und in Hongkong, deren Frachter und Tanker trotz des Kriegsrisikos in Richtung Nahost eingesetzt werden, haben zunehmend Probleme, die nötigen Besatzungen aufzutreiben. „Wir bieten ihnen doppelte Gehälter und Risikozuschläge an“, sagt ein philippinischer Reedereivertreter.

Vor allem auf den Flughäfen Manila und Bangkok ist die Zahl ankommender ausländischer Passagiere seit Kriegsausbruch schlagartig zurückgegangen. „Wie Philippine Airlines haben auch Gulf Air und andere Luftfahrtgesellschaften ihre Flüge zwischen dem Persischen Golf und den Philippinen eingestellt“, sagt ein Flughafensprecher in Manila. Ähnlich ist die Lage in Bangkok, dem Hauptziel arabischer Touristen in Südostasien.

Indonesien, Malaysia und Thailand stellten sich vor dem Golfkrieg auch für 1991 auf einen neuen Touristenboom ein. Nach Angaben von Reisebüros in Bangkok häufen sich jetzt aber die Stornierungen von Reiseveranstaltern aus dem Ausland. Dabei ist der Februar in Thailand ein Hochsaisonmonat. „Die Leute haben wegen der Terrordrohungen Angst vor dem Fliegen“, sagt ein westlicher Diplomat.

Nicht nur Touristen, auch Geschäftsreisende und selbst Politiker scheuen sich vor Reisen auf die Philippinen. So sagte der japanische Ministerpräsident Toschiki Kaifu einen im Januar geplanten offiziellen Manila-Besuch ab. Westliche Regierungen raten ihren Bürgern derzeit von Reisen auf die Philippinen und nach Thailand ab.

Hotels in Manila sind seit dem Beginn des Golfkrieges unter 50 Prozent belegt. Asiatische und europäische Fluggesellschaften rechnen schon jetzt mit einem kriegsbedingten Verlustgeschäft auf der Fernost- Europa-Route. Wegen der gestiegenen Dieselölpreise und dem Umweg um das Kap der Guten Hoffnung stiegen die Schiffsfrachtraten für einen 40-Fuß-Container um bis zu 25 Prozent an. Malaysia stoppte mangels Schiffskapazität seine gesamten Rohstoffexporte in Staaten am Persischen Golf.

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