piwik no script img

Keine Verantwortung

■ Bundeskartellamt: Keine Schuld am Ende der Interflug

Berlin. Das Bundeskartellamt weist jede Mitverantwortung für das Ende der Interflug zurück. Sein Sprecher Schön sagte am Montag, das Amt habe bereits im Frühjahr letzten Jahres deutlich darauf hingewiesen, daß bei einem möglichen Zusammenschluß von Lufthansa und Interflug wettbewerbsrechtliche Schwierigkeiten auftreten könnten. Es wäre damals an der Zeit gewesen, daß die Verantwortlichen mit Blick auf die für das Amt gültige Gesetzeslage überlegten, was zu machen sei. Die Politik hätte sagen müssen, ob sie ein oder zwei Carrier in Deutschland haben wolle. Eine Untersagung des Zusammenschlusses mit der Lufthansa hätte, trotz deren marktbeherrschender Stellung, nicht unter allen Umständen erfolgen müssen. Wäre dem Amt mitgeteilt worden, daß es keine Alternative zu einem Zusammenschluß gebe, weil die Interflug nicht an einen Dritten veräußert werden, aber auch nicht allein fortbestehen könne, hätte man nicht untersagt. Außerdem gebe es noch das Instrument der Ministererlaubnis um ein Zusammengehen, trotz Bedenken des Bundeskartellamtes, zu ermöglichen. Am 20. Februar wird über den Zeitplan der Schließung entschieden. Bis dahin soll auf jeden Fall der Flugbetrieb aufrecht erhalten werden. Tickets werden weiter verkauft. Die Lufthansa zeigte sich betroffen über den Verlust der Arbeitsplätze bei Interflug, doch herrsche wegen des Golfkrieges Einstellungsstopp, sagte Unternehmenssprecher Kieker. Die Lufthansa habe sich über ein Jahr lang um eine Beteiligung und Übernahme der Interflug bemüht, was jedoch stets von den Verantwortlichen abgelehnt worden war. Erst vor einer Woche habe die Lufthansa der Treuhand signalisiert, daß sie wegen der wirtschaftlichen Probleme seit Beginn des Golfkriegs zu einer Übernahme der Interflug nicht in der Lage sei. Die Treuhand habe die Interflug durch Kompetenzgerangel und Entscheidungsunfähigkeit „kaputtverhandelt“, sagte der für Luftfahrt zuständige Berufsgruppenleiter Harth. Als Gipfel wertete er die Äußerung, die schlechte Auslastung durch die Auswirkungen des Golfkrieges habe die Entscheidung beeinflußt. „Jeder, der auch nur einen Funken Ahnung vom Luftfahrtgeschäft hat, weiß, daß der Krieg nur als Argument herangezogen wird, um von seinem eigenen Versagen abzulenken.“ taz/dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen