: Bundesanstalt wickelt Alliierte ab
■ Beschäftigte der Berliner Flugsicherungszentrale in Tempelhof protestieren gegen halbierte Gehälter/ Muß der zentrale Rechner bald ohne qualifizierte Bedienung auskommen?
Berlin. Ihr im Flughafen Tempelhof stationierter Rechner stand 1984 sogar im Guiness-Buch der Rekorde, als modernste Flugsicherungsanlage der Welt. Elf Mitarbeiter der alliierten »Flight Plan Processing and Coordinating System« (Flipco) betreuten die Anlage und damit den zentralen Rechner für alle Westberliner Flughäfen. Jetzt denken die Mitarbeiter zusammen mit insgesamt 40 Angestellten der ehemaligen »Berlin Areonautics Unit« (BAU) an den Gang zum Arbeitsgericht und an Kündigung. Grund: Die Bundesanstalt für Flugsicherung (BfS), die die Berliner Flugsicherung am 1. Januar von den Alliierten übernommen hat, bietet eine weitaus schlechtere Bezahlung als bisher die US-Mission.
Es klingt, als wäre es eine »Abwicklung«, nur daß sie diesmal in West-Berlin stattfindet und die — zumeist deutschen — Beschäftigten der Alliierten trifft. Allen 150 Angestellten der BAU wurde zum 30. Juni 1991 gekündigt, eine Weiterbeschäftigung gibt es nur zu den neuen Konditionen. Bisherige leitende Angestellte sollen zum Teil zu einfachen »operators« heruntergestuft werden. Ältere Mitarbeiter würden bis zu 50 Prozent ihres Gehalts einbüßen, einige bis zu 2.500 Mark.
Die BfS will Flipco in ihr eigenes, bundesweites System integrieren. Außerdem muß die Berliner Flugsicherung künftig nicht nur den Luftraum über Berlin und die drei Luftkorridore gen Westen überwachen, sondern auch die Luftstraßen nach Norden, Süden und Osten. Doch das sei keine Rechtfertigung dafür, »alles abzuhobeln, was drüber steht«, klagen die Flipco-Leute. Würden sie Knall auf Fall gehen, wäre die BfS erst mal aufgeschmissen. »Die können das System doch gar nicht verstehen«, heißt es.
Die BfS verteidigt sich mit dem Hinweis, ihr sei es nur erlaubt, nach dem Bundes-Angestelltentarifvertrag (BAT) zu bezahlen. »Wir bezahlen das, was möglich ist«, versicherte gestern gegenüber der taz der Präsident der Bundesanstalt, Joachim Lischka. Die Privatisierung der BfS, die höhere Gehälter ermöglicht hätte, war zwar vom Bundestag bereits beschlossen worden. Doch dieser Tage weigerte sich der Bundespräsident, das Gesetz zu unterschreiben: Er hat verfassungsrechtliche Bedenken. Zur Zeit prüft das Bonner Innenministerium, ob für die BAU- Beschäftigten eine Ausnahmeregelung möglich ist. Wenn nicht, könne der Senat nur »Überbrückungshilfen« für diejenigen zahlen, die das BfS-Angebot ausschlagen und kündigen, heißt es in der Senatsfinanzverwaltung. hmt
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