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OutofAlteglofsheim

DERMUSIK—TIP  ■  ROBERT FORSTER

Brisbane dürfte so ziemlich am entgegengesetzten Ende der Erde zu Alteglofsheim bei Regensburg liegen. Was treibt nun Robert Forster dazu, in diesem niederbayrischen »Hot Spot« aufzukreuzen. Das kann nur Schicksal, Liebe oder beides sein. Lauscht man seiner ersten Solo-LP »Danger In The Past«, so weiß man die Antwort. Die Platte zeigt den Exil-Australier von seiner romantischsten Seite, wie sie eigentlich nur ein Verliebter einspielen kann. Diese Art akustischer Popmusik kommt natürlich nicht aus dem Nichts. Sie hat eine Vorgeschichte, und die heißt selbstredend Go-Betweens aus Brisbane.

Im Grunde genommen waren die Go-Betweens auch Romantiker. Faszinierend traurig-schöne, voller reichhaltiger Melodien steckende Wiegenlieder, ohne Attitüde, fast kindlich, eher mit den O'Kanes denn mit den TV Personalities vergleichbar. Großartiges Material, welches einfach zum besten zu zählen ist, was die 80er hervorbrachten. Der dreistgeniale Monkees-Popreigen der 60er wurde in die australische Abgeschiedenheit, in der sich die Go-Betweens suhlten, hinübergerettet. Dieses Fernab-von-jedem-Trend-sein, insbesondere der britischen Hypes, hat der australischen Popmusik nur gut getan. Als die Go-Betweens auf Drängen der Plattenfirma kurzzeitig nach London übersiedelten, waren sie logischerweise nicht mehr ganz so gut wie zuvor (auf »16 Lovers Lane«).

Und dann kam's, wie es kommen muß, wenn zwei Songschreiber par excellence wie Grant McLennen und Rober Forster es sind, über 10 Jahre gemeinsam in einer Band spielen, irgendwann ist der Dampf raus, und man beschließt, seine eigenen Wege zu gehen. Der eine ist noch immer in Australien und der andere eben in Alteglofsheim.

Für einen Australier sind Orte, die weniger als 500 km auseinanderliegen praktisch Nachbarschaft, und so ist es für Forster ein Känguruhsprung nach Berlin. Hier nimmt er mit Mick Harvey seine Solo-LP auf. Hier sieht man ihn seine beiden Idole Guy Clark und Townes Van Tandt auf der BID bewundern. Und so wird es sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, daß man den Mann mit dem spitzbübischen Grinsen und dem schier unerschöpflichen Vorrat an schönen Melodien in dieser Stadt die ihm gebührende Anerkennung in Form eines Konzertbesuchs erweisen kann.

(Fußnote: Mit dabei in Forsters neuer Band ist neben seiner Freundin Karin Bäumler auch Detlef Diederichsen. Nur für die, die mit diesem Namen etwas anfangen können. Ach ja, was waren das noch für Zeiten, als die Diederichsen-Brüder uns den guten Geschmack in der Spex beizubringen trachteten.d.s.) Joseph Pichelmayer (voto: R. Owsnitzki)

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