: Trotz Golfkrieg 17.000 neue Immigranten in Israel
Jerusalem (afp/ap) — Israel kann nach Schätzung der Jewish Agency für die nächsten drei Jahre mit mindestens einer Million Einwanderer rechnen. Trotz des Golfkriegs seien seit Jahresbeginn 17.000 neue Immigranten in Israel eingetroffen. Es sei immer noch davon auszugehen, daß sich bis Ende 1993 eine Million neue Zuwanderer im jüdischen Staat niederlassen. 1990 waren in Israel 200.000 neue Einwanderer eingetroffen, die meisten von ihnen sowjetische Juden. Allein im Dezember waren 36.000 Neuankömmlinge registriert worden.
Die US-Regierung hatte am Mittwoch die Bürgschaft für einen 400-Millionen-Dollar-Kredit übernommen, der zum Bau von Wohnungen in Israel für die jüdischen Einwanderer aus der UdSSR verwendet werden soll. Die USA hatten der Kreditbürgschaft bereits im Oktober zugestimmt, nachdem Israel versichert hatte, mit den Geldern keine Wohnungen in den besetzten Gebieten zu finanzieren. Für direkte Gespräche mit den Palästinensern nach Ende des Golfkrieges hat sich der Vorsitzende der israelischen Arbeiterpartei, Schimon Peres, ausgesprochen. Die Verhandlungen könnten unter der Obhut der Großmächte USA und Sowjetunion geführt werden, erklärte der israelische Oppositionsführer in einem Zeitungsinterview. Man müsse den Frieden durch „gegenseitiges Verständnis erreichen“. Eine „Friedenskonferenz, auf der jeder zu Wort kommen will“, lehnte Peres jedoch ab. Der israelische Außenminister David Levy hat der US-Regierung indirekt vorgeworfen, die sogenannte israelische Friedensinitiative vom Mai 1989 „unter dem Druck“ der PLO verändert zu haben. Die „Verzögerung“ der Initiative sei dadurch verursacht worden, daß die USA sie „unter dem Druck der PLO in einer Art und Weise verkleidet hatte, daß sie ihr Gesicht veränderte“. Levy lehnt die PLO als Gesprächspartner im Friedensprozeß im Nahen Osten erneut ab. Er räumte jedoch ein: „Wenn wir die PLO ablehnen, dann müssen wir aber in Judäa, Samaria und Gaza (historische jüdische Namen für die besetzten Gebiete) auch Leute finden, die bereit sind, die israelische Initiative zu akzeptieren.“ Die auf dem israelisch-ägyptischen Friedensabkommen von Camp David beruhende Friedensinitiative war 1990 zusammengebrochen, als Ministerpräsident Schamir eine von US-Außenminister Baker vorbereitete Liste palästinensischer Politiker für Sondierungsgespräche in Kairo ablehnte.
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