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INSZENIERTE WIRKLICHKEIT

■ Waikiki: Die Touristenstadt

Waikiki: Die Touristenstadt

VONXAVIERRUBERTDEVENTOS

Sie erscheinen wie russische Puppen: Pearl Harbour, der Flughafen und Waikiki, inmitten von Honolulu, inmitten der Insel Oahu, inmitten des Archipels von Hawaii, des fünfzigsten Staates der Vereinigten Staaten von Amerika, in den Meeren des Südens, etwa 2.500 Meilen südwestlich von Kalifornien gelegen. Sich vorzustellen, daß Pearl Harbour, heute nur ein einfacher Hafen, Schauplatz der Bombardierung vom 7. Dezember 1941 war, erfordert von den Besuchern ein beträchtliches Vorstellungsvermögen. Das Arizona Memorial zu Ehren der 11.000 Todesopfer jenes Tages ist ein touristischer Wallfahrtsort, an dem die Amerikaner — in ihren Mazda, Toyota oder Datsun — Schlange stehen.

Der Flughafen als Paradigma

In unseren Ländern steht der einlullende und vorgefertigte Komfort der Flugzeuge und Flughäfen in scharfem Kontrast zur sonstigen Umgebung. Wir stehen Schlange, kaufen Tickets, kommen zwischen Staus an, und dann gelangen wir plötzlich in eine Luftblase, die uns den Kampf ums Überleben vergessen läßt. Im Falle einer Flugverspätung wird uns die Fluggesellschaft ein Mittagessen offerieren; bereits im Flugzeug sind die Stewardessen nur zum Lächeln, Gefallen und zu unserer Bewirtung da, bis daß die Fluggesellschaft uns im nächsten Flughafen ab- und uns in unseren Urzustand gefallener Engel in eine Welt zurückversetzt, die uns widersteht und sich uns entzieht.

In den USA dagegen steht diese Aura des Komforts und der Public Relations nicht im Widerspruch zum wirklichen Leben, sondern sie stellt das höchste Ausmaß ihrer Perfektion dar: Sie ist das Paradigma, das umzusetzen alle Institutionen bestrebt sind. Die einzigartige Perfektion — und Poetik — der amerikanischen Lebensart schlechthin habe ich beim sachten, aber sicheren Öffnen der Kaffeesahne von Pan Am nachempfunden. So wie die Touristen sich auf den französischen Terrassen, den katalanischen Ramblas oder den spanischen Plazas gegenseitig fotografieren, sollten sie es in den Flughäfen der USA tun. Das Leben außerhalb ist nichts anderes als eine mehr oder weniger gelungene Kopie derselben.

Waikiki, das Touristenviertel von Honolulu, kommt diesem Paradigma am nächsten. Man hat es gänzlich von der Stadt abgesondert und in einem alten Wohnviertel zwischen Strand und Hinterland ein konzentriertes Ferienparadies erbaut. Dort ist alles entschieden „glaubhafter“ als die Wirklichkeit. Damit irgend etwas Einheimisches Zutritt in die Mauern von Waikiki erhält, muß es sich der strengsten folkloristischen Etikette unterwerfen: Es muß wesentlich spektakulärer und „anders“, wesentlich einheimischer sein — nicht eine Hawaiianerin ohne olivenfarbene Haut, nicht eine Tänzerin ohne Blumenkranz.

In Waikiki gibt es weder Hotels noch Warenhäuser — alles ist ein einziges Hotel oder Geschäft: drinnen und draußen, der Strand und die Bar, der Platz und das Tanzlokal... Und überrascht stellt man fest, daß es bedeutend weniger monströs ist, als man erwartet hätte, daß es sogar nicht schlecht ist.

Die Straßen unserer Städte verlieren allmählich ihren Charme in dem Maße, wie die kleinen Läden den großen Geschäften, den Versicherungsgesellschaften, Hotels und Banken weichen. Aber wenn diese Geschäfte und Hotels groß genug sind und die Umgebung gänzlich beherrschen, wie dies in Waikiki der Fall ist, dann verlieren die Straßen nicht ihren Charakter, sondern verschwinden einfach in ihrem städtischen Maßstab, um in einer wesentlich angemesseren Größe in oder zwischen den Hotels und Warenhäusern wieder aufzutauchen.

Das Hotel als Kernstück

Um „in natürlicher Lage“, sozusagen in situ, zu konsumieren, übertragen die Amerikaner all ihre Modernität und Antiseptik, gewürzt mit einer ausreichenden Dosis Lokalkolorit, auf die großen Touristenhotels — die Hiltons, Sheratons etc... Diese Hotels filtern und verdichten die Außenwelt bis zu dem Punkt, an dem die Erfahrung dieses Ortes beim Verlassen des Hotels wie aus „zweiter Hand“, wenn nicht sogar aus „dritter Hand“ erscheint — denn die Gäste haben bereits vorher „den Film“ gesehen: Den Teilnehmern der organisierten Roman Holiday-Tour versprach man die „Besichtigung der authentischen Drehorte von Ben Hur oder Spartacus.

So ist etwa das sensationellste und nachdrücklichste Acapulco-Erlebnis zweifelsohne die Atmosphäre des Acapulco Hilton oder des Princess. Ihre noch tropischer anmutenden Gärten sind der einzige Ort, an dem die Realität der Echtheit des Kinos annähert: Es gibt mehr Kokosnüsse, mehr Papayas, mehr Lianen, mehr Papageien, von allem mehr. Wie im Waikiki Hilton gibt es mehr luaus, mehr Exotik und mehr einheimische Mädchen — wie aus dem Prospekt — als auf der ganzen Insel. In seinem Ladenzentrum, das passenderweise Tiangiss getauft wurde, was in der Sprache der Einheimischen Markt bedeutet, findet man die größte Auswahl an Kunsthandwerk. In den vielzähligen Bars, Restaurants und Nachtklubs kann man alles haben: einen Früchtecocktail in tropischer Luft (im Sombrero-Saal), eine Business-Konferenz (Cosmopolitan-Salon), einen Flirt (auf der Tanzfläche des Maracas' in der fünften Etage) oder mit der neuen Bekanntschaft ein Mondschein- und Kerzen-Diner im Tropical Dream.

Wie Oblomow, der in seinem Leben keinen ausreichenden Grund fand, sich aus dem Bett zu erheben, findet der perfekte Gast von Waikiki oder des Acapulco Hilton eigentlich keinen Anlaß, das Hotel zu verlassen, es sei denn für ein paar sporadische Ausflüge, die ihm wieder vor Augen führen, daß es drinnen, im Hotel, am schönsten ist.

Wer ein Abenteuer sucht, weiß, daß er es nicht bei einer „Eingeborenen“, sondern innerhalb des Hotels, innerhalb seiner Gruppe findet. Bekanntlich hatte die endogene Touristenromanze ihren aristokratischen Ursprung in den großen Kreuzfahrten, und durch das Aufkommen der Pauschalreisen wurde sie demokratisiert. Boorstin hatte bereits aufgezeigt, daß „die Enttäuschungen der Touristen nicht vom Anblick des Vatikans, des Louvre oder der Akropolis herrühren, sondern von den eigenen Reisegefährten“.

Wünscht der Reisende die örtliche Folklore kennenzulernen, sorgt das Hotel für die Darbietung der heiligsten Riten oder volkstümlichen Feste, um die Erwartung der Gäste zufriedenzustellen. Dabei handelt es sich um ein künstliches Produkt, das dort konsumiert werden soll, wo es tatsächlich existiert, allerdings mit sämtlichen Vorzügen häuslicher Bequemlichkeit, mit verläßlichen Uhrzeiten und auf eine wesentlich hübschere und exotischere Art und Weise als an seinen eigentlichen Schauplätzen.

Wer die landschaftliche Umgebung kennenlernen — und vor allem fotografieren — möchte, braucht sich nur bei Kodak Tours einzuschreiben; er wird dann vom Hotel abgeholt und zu den malerischsten Stellen chauffiert; gewöhnlich ist die Darbietung eines einheimischen Tanzes am Strand im Preis inbegriffen: die Kodak Show. Auf dem Boden zeigen — wie auf den Parkplätzen — weiße Linien an, von wo aus der Amateur die besten Fotos schießen kann.

Vom Hotel aus, das strategisch eigens dafür plaziert wurde, lassen sich die phantastischsten Sonnenuntergänge im Meer erleben. Um den Wunsch zu „verstärken“ (wie die Psychologen sagen), zu dieser Stunde des gesteigerten Cocktailkonsums im Hotel zu bleiben, hat das Waikiki Hilton sogar arrangiert, daß just zu dem Zeitpunkt, wenn die Sonne ins Meer eintaucht, ein Eingeboreneneinbaum vor dem Hotel vorbeigleitet.

Und endlich Waikiki

Das Bild, das auf der Abschaffung jedes spontanen oder natürlichen Phänomens basiert, erscheint verkehrt. Doch im Gegensatz zu dem, was ich mir vorstellte, ist es dies aber nur so lange, bis die Künstlichkeit ein bestimmtes Niveau erreicht, von dem aus sich das Leben innerhalb des neuen Systems erneuert. Die Anhäufung und Überlappung metastatischer Hotels hat in Waikiki eine neue Umgebung geschaffen, die, wenn sie von ihren Machern nicht von vornherein beabsichtigt war, so doch gewiß ihr Ergebnis ist. Alles ist falsch, künstlich und festlich, aber die Anhäufung dieser Inszenierungen hat in ihren Grenzen und Nahtstellen die Geburt eines wesentlich natürlicheren und liebenswürdigeren Ambientes bewirkt als jenes unserer Straßen. Wie ich bezüglich der Geschäfte angemerkt habe, dringen auch die Hotels nicht in die Straßen ein und mißgestalten sie, sondern — umgekehrt — führen sie in ihr Inneres und beleben sie. Waikiki mit seinem unendlichen Raum, seinen Eckläden, seinen Promenaden und Labyrinthen erscheint dann wie ein großes Stadtviertel. Das Schwimmbad des Sheraton kann man fast mit der Lobby des Outrigger verwechseln, von wo aus man auf das „englische Theater“ des Kings Alley blickt, das seinerseits zur Meeresseite hin den Blick auf einen kleinen See freigibt, in dem Austern mit künstlicher Perle gefischt werden, und zur anderen Seite auf das Hawaiianische Dorf, einer Art exotisches und perfektes Pueblo Espanol. Vorbei am Kodakzentrum, wo die Tänze der „Eingeborenen“ fotografiert werden können und das direkt dort angesiedelt ist, wo Stevenson, der Verfasser der Schatzinsel, lebte, gelangt man zum Strand, an dem das Hotel Mona Aloa das kalte Buffet unterhalb einer Terrasse anbietet, auf der Trummy Young spielt.

Wie in Disneyland ist alles Schauspiel, bei dem die geringste Einmischung verboten ist. Aber die Verbindungen, Nahtstellen und Grenzen dieser Reihe von verpackten Sehenswürdigkeiten sind keine Geschäftsstraßen, sondern ein Gewebe von Sackgassen, „coins du jardin“, Vorhöfen oder Pfaden, die zwei Szenarien miteinander verbinden oder sie bestenfalls einfach nur aneinanderreihen. Und in diesen Räumen fand ich die größten Überraschungen: die Ecke der Alten; zwei Filipinos, einen Soldat, einen Koch und ein Kind, die auf einer Obstkiste Karten spielen; einen Italiener, der ohne Lizenz Pizza verkaufte und ein Mädchen suchte, das bereit war, ihn für hundert Dollar zu heiraten (sein einziger Ausweg zur Erneuerung seines Visums); eine Tanzveranstaltung wie auf der Fiesta Mayor unserer Dörfer, wo Bolero, Rumba und Paso doble getanzt wird, und zwar an einem der einladendsten Nachtstrände... Etwas von der Spontaneität und dem nichtkommerzialisierten Typischen, was im besten Fall an unseren Küsten noch besteht, beginnt sich dort erst zu entfalten. Etwas von der familiären Atmosphäre, für die die amerikanischen Designer ihre Inspiration noch auf den italienischen Piazzas suchen, taucht gerade in ihrem örtlichen Benidorm auf.

In gewisser Hinsicht kann Waikiki als Modell für die Schaffung und Entwicklung touristischer Zonen oder Städte dienen, allerdings nicht für unsere Städte, in denen die vielzähligen Bedürfnisse, die ihrer funktionalen Komplexität entspringen (rascher Zugang, Isolierung, Kommunikation, typologische Differenzierung etc.), ihren angemessenen Rahmen nicht in einer reinen Schauspielstadt finden würden. Wohl aber kann es ein Modell für Urlaubsstädte sein, in denen es vielleicht, wie in Waikiki, angemessen wäre, alle „liebgewonnenen“ Sorgen aufzugeben. Mehr noch: Ausgehend von einer ausgeklügelten Künstlichkeit, könnte sogar eine Vermehrung und Verdichtung von Hotels, Geschäften, Diskos, Terrassen, Schwimmbädern, zierendem Beiwerk, Bühnen etc. begünstigt werden, eine systematische und intensive Plünderung und „Spektakularisierung“, die alsbald zur „zweiten Natur“ wird. Ähnlich denen, die es nach Marbella oder Playa de Aro zieht, wissen die Besucher dieser Orte, wohin sie gehen. Sie suchen keine „Infrastruktur“ — die vermeintliche, unter ihrem Hotel verschüttete Authentizität —, sondern die „Superstruktur“ an sich: das Schauspiel, das sich aus der Anhäufung des Künstlichen und Kommerziellen ergibt, das Kommen und Gehen der Leute. Sie suchen einen markierten, elektrisierten und sich qualitativ vom Außen unterscheidenden Raum, wie es der „heilige“ Raum in Abgrenzung zum weltlichen in den Städten und Tempeln der Antike war.

Die räumliche Verdichtung des Schauspiels

Aber die Schaffung eines derart extrem künstlichen Reservats, einer solchen räumlichen Verdichtung des Schauspiels, sollte auch dazu dienen, den Rest der Inseln und Küstenregionen von der Invasion zu verschonen. Statt — wie an unseren Küsten — die Ausdehnung von Touristenzentren oder Hotels zu erlauben, die sich theoretisch anpassen beziehungsweise die „Naturschönheiten“ des Gesamtbildes respektieren sollen und die tatsächlich nichts anderes tun, als diese kaputtzumachen, würde eine Planung dieser Art zumindest für eine gewisse Zeit das begrenzen, was die große Paradoxie oder self-defeating prophecy des Tourismus ist: daß nämlich seine Expansion in die entferntesten Winkel eben jene Qualitäten zerstört, die er sucht.

Die Amerikaner verstanden es nicht, diese Möglichkeit zu nutzen, die Insel Oahu mittels der Verdichtung Waikikis zu retten, oder sie wollten es nicht. Im Gegenteil: Sie haben um die Insel herum eine Reihe kleiner Waikikis oder vorgefertigter „Touristenorte“ geschaffen, die der Besucher bei einer Inselrundfahrt passiert, ohne je die künstliche, wenngleich eindeutig mit einheimischen Symbolen kräftig gewürzte Aura zu verlassen — eine Aura, auf die er von Anbeginn an vorbereitet wird. So ist der Tourist „im Stechschritt“ unterwegs, ohne jemals anzuhalten, ohne jemals zurückzublicken und gegen jede Eventualität, in irgendeinen Brunnen zu fallen, abgesichert.

Die Ausflüge der Touristen verlaufen völlig unabhängig von der Lage der Ansiedlungen und benachbarten Wegstrecken; die Landkarten der Insel markieren ihr geographisches Profil und ihre Ortschaften nur in einem diffusen Schwarz, und die für den Touristen sehenswerten Orte sind mit den größtmöglichen Zeichen in Rot gekennzeichnet. Das logische Ergebnis dieser Klassifizierung ist null: Nicht ein einziger der schwarz markierten einheimischen Orte wird je ein rotes Zentrum werden, das wir laut Karte besuchen müssen. Mehr noch: Falls zufällig eine der roten Sehenswürdigkeiten sich innerhalb einer Stadt oder eines Dorfes befindet, zeigen die Verkehrszeichen in der Mehrzahl der Fälle nur die Richtung oder den Standort des touristischen Spektakels an. Für mich stellten sich tatsächlich die Verkehrsschilder als das schwierigste Hindernis heraus, als ich mit einem Motorrad die Insel erkunden wollte. Die anfängliche Desorientierung konnte nicht größer sein. So sehr ich mich bemühte, zu einem bestimmten Ort zu gelangen, befand ich mich doch immer wieder in einem weiteren Waikiki, bis ich an der Existenz dieser Orte zu zweifeln begann. Ich denke, daß diejenigen, die nach Barcelona fahren wollen, aber auf der Straße keine weiteren Hinweise finden als „Zum Kolumbus-Denkmal 20 km“, „Zu den Sehenswürdigkeiten von Montjuich und des Pueblo Espanol die nächste rechts“, genau diese Art der Desorientierung antreffen würden. Der Unglückliche, der nicht weiß, daß das Arizona Memorial im Zentrum von Pearl Harbour liegt, Blow Hole in der Bucht von Hanauma oder das Polynesian Center sich in den Außenbezirken des Ortes Laila befindet, sieht sich in eine ähnliche Lage versetzt wie derjenige, der Barcelona anhand der Hinweise auf seine Strände, Parks oder Sehenswürdigkeiten finden müßte.

Doch der „orthodoxe“ Tourist hat diese Probleme natürlich nicht. Er geht von Ulu-Mau, dem von Standard Oil erbauten „authentischen, primitiven polynesischen Fischerdorf“, zum Boyodo-Tempel, der „zwei Millionen Dollar teuren Rekonstruktion des berühmten Tempels von Kyoto“, wie wir im Reiseführer nachlesen können; vom Polynesian Center aus, wo in einer dreistündigen Veranstaltung Szenen des alltäglichen Lebens von Hawaii, Samoa, Fidschi und Tahiti dargeboten werden, zum Sea-Life Park, in dem für fünf Dollar eine Unterwasser- „Tour“ durchgeführt wird, einschließlich eines Schauspiels, das der Reiseführer mit den Worten „Zwei Einheimische spielen und kämpfen: ein hawaiianisches Mädchen und ein Schweinswal“ beschreibt.

Es ist offensichtlich, daß die Chance zu bewahren, die Waikiki hätte ermöglichen können, nicht genutzt worden ist. Aber die Möglichkeit, die touristischen Sehenswürdigkeiten zu verdichten und die allgemeine Verunreinigung zu verhindern, bleibt dennoch bestehen. Dies würde bedeuten, die totale Folklorisierung des Landes zu vermeiden, und zwar nicht nur ihre gröbste amerikanische Version, sondern auch die besonders spitzfindige der französischen „Guides Bleu“: diese Reiseführer, die uns ein noch immer „primitives“ kleines Dorf, ein noch „familiäres“ Restaurant, eine Herberge, in der noch in der Küche gegessen wird, einen authentischen Fischer, der sich in der Zubereitung von Sardinen auf Kohlenglut versteht ... empfehlen. Denn diese Form der touristischen Erschließung des Landes ist wesentlich perverser — eben weil sie auf der angeblichen Authentizität beruht, die sich allein schon durch ihre Verkündung verschließt.

Aus: Xavier Rubert de Ventós, Ensayos sobre el desorden , Editorial Kairós, Barcelona.

Übersetzung: Sabine Hentzsch

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