piwik no script img

Love Bomb & January Heat

Hitze im Januar, diese Kombination läßt Assoziationen an die südliche Hemisphäre aufkommen, mit der The January Heat mitnichten etwas zu tun haben. Sie sind aus Berlin, und wahrscheinlich ist es ihnen in dieser Stadt im Winter einfach zu kalt, obwohl ich persönlich den endlich einmal jahreszeitgemäßen Temperaturen in diesem Jahr viel Positives abgewinnen konnte. Aber das gehört nicht hierher. Hitze im Januar kann auch auf besonders intensive Erlebnisse bezogen werden, aufs warme Bett zu zweit oder einen gelungenen Konzertabend, wie dieser zu werden verspricht. January Heat beziehen sich bewußt auf Formen australischen und amerikanischen Gitarrenrocks, wie ihn R.E.M., Drivin' 'n‘ Cryin‘ oder Porcelain Bus (vor kurzen noch hier zu sehen) geprägt haben. Da werden wirkliche Qualitäten bemüht und die Band hinkt gar nicht weit hinter diesen her.

Mit zwei zerrend flirrenden Gitarren und einer nach Weite sich sehnenden Stimme kreiren sie schön dramatische Songs über die großen Themen Qual, Berufung und Gnade. Das kippt fast ins Philosophische, und January Heat verbreiten atmosphärisch auch durchaus existenzielle Zweifelhaltung, fangen aber die kreisenden Abstrakta mit Hilfe eines geschlossenen Songwriting schnell ein und bringen sie auf den Boden zurück.

Da kommen Love Bomb mit der zerstörerischen und explosiven Kraft der Liebe gerade passend zur Ergänzung, um sehnsüchtig-verzweifelte Gefühle zu kanalisieren. Sie nähern sich dem Rock'n‘Roll von der düsteren Seite, ja, geben sogar eine Affinität zu Joy Division zu, das heißt sie wollen dort weitermachen, wo diese aufgehört haben. Das führt aber zum Glück nicht in die totale Sinnlosigkeit, sondern zur anderen Seite, zur Entdeckung kleiner Freuden, die im Glas Nutella zur rechten Stunde liegen können.

Auch so kann Herz- und Kopfschmerz überwunden werden, wobei natürlich ein paar heftige Gitarrenriffs und Prügelschläge auf Trommelkörper kräftige Unterstützung leisten. Love Bomb lassen manchmal den Dark Wave noch durchschimmern, aber nur um dann aufzudrehen und ihn ganz nach den Vorlieben der Sängerin Tina Minx mit dem Motorrad niederzureiten. Eine Jagd nach Intensität um die runden Mauern des Kreuzberger Wasserturms ab 21 Uhr. Schwalbe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen