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Sportfunktionäre im Parkverbot

■ Absprache zwischen Werder und Sportamt: Polizei drückt beide Augen zu

Wer eine Stunde im Parkverbot parkt, muß mit einem Strafzettel nicht unter dreißig Mark rechnen. Das weiß doch jedes Kind. In Bremen gilt jedoch eine weitere Regel und die steht nicht in der Straßenverkehrsordnung: Wer seine private Blechkiste monatelang immer wieder mitten in einer öffentlichen Grünanlage abstellt, der bleibt polizeilich völlig unbelästigt — jedenfalls dann, wenn es sich um einen Funktionär des Fußballvereins SV Werder Bremen handelt.

Wie das? „Das Bremer Sportamt hat eine Absprache mit dem SV-Werder getroffen und uns darüber informiert“, plauderte der stellvertretende Chef des 3. Polizeireviers am Brommyplatz, Kittel, auf der jüngsten Sitzung des Beirats Östliche Vorstadt aus. Gegenstand der Absprache auf dem kleinen Dienstweg: Wer seinen liebsten Daimler vor dem Büro des SV-Werder am Weserstadion parkt, bleibt — Parkverbot hin, Parkverbot her — von Strafzetteln verschont. Die Polizisten des 3. Reviers drücken seitdem beide Augen zu.

Dem Protest der Stadtteil-Beiräte gegen dieses ungewöhnliche Verhalten der Freunde und Helfer in Uniform erwiderte Revierleiter Kittel: „Wir wissen natürlich ganz genau, wer da parkt.“

Bloß die Strafzettel blieben stets im Polizistentäschchen stecken. Nein, das sei kein „Werder-Sondergesetz“, versicherte Kittel: „Wir waren mehrmals beim SV-Werder und haben angekündigt, daß wir rigoros vorgehen werden.“ Die Nachfrage, ob gegen Falschparker vor Karstadt auch mit einem Besuch bei der Kaufhaus-Direktion reagiert werde, blieb auf der Beirats-Sitzung jedoch unbeantwortet.

Kein Wunder. Karstadt liegt schließlich auch direkt am Parkhaus, die regulären 2.200 Parkplätze des Weser- Stadions liegen dagegen runde 150 Meter vom SV-Werder-Büro entfernt — eine Distanz, die schlappe Sportfunktionäre ja nicht in 23,74 Sekunden zurücklegen können.

„Schön finde ich das auch nicht“, gesteht Sportamt- Chef Reinhard Hoffmann, steht aber zu seiner Absprache zum Schutze fußfauler Bürohengste des SV Werder. Schließlich befinde man sich während des Stadionumbaus in einer „Notsituation“, weil die nur 50 Meter entfernten „VIP-Parkplätze“ vor dem Stadionbad abgesperrt werden mußten. Da habe er halt den „fiskalischen Grund“ zwischen Kassenhäuschen und Weserstadion zum Autoabstellen freigegeben, „da hat die Polizei gar nichts zu sagen.“

Doch hier irrt Herr Hoffmann. Im Bebauungsplan ist der Platz nämlich als „Grünfläche“ ausgewiesen. Und als Rasen gehen die teuren Raser der Sportfunktionäre beim besten Willen nicht durch. Rosi Roland

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