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Und sie dreht sich doch

■ Internationaler Kongreß zum Umgehen mit der Endzeitstimmung

“Mami, Mami! Ist das die Klimakatastrophe?“ schreit ein kleiner Junge quer durch das übersee- Museum. Fasziniert steht er vor einem Modell, das die Sahara vor 5.000 Jahren (grün und bewohnt) und heute zeigt. Diese Szene war die Geburtsstunde des internationalen Kongresses „Und sie dreht sich doch — Umgehen mit der Endzeitstimmung“.

Seit gestern findet er (bis zum 15.3.) zwischen Übersee-Museum, Ökologiestation, und den Jugendbildungsstätten Lidice- Haus und Bredbeck statt. Die etwa 150 TeilnehmerInnen aus der Schweiz, Dänemark, Holland und der Bundesrepublik werden sich in insgesamt zehn Arbeitsgruppen über Umweltkrisen, Resignation und Zukunftsangst unterhalten. Ansatz sollen die eigenen Erfahrungen mit Angst und Hoffnungslosigkeit sein.

Was haben Kinder über Umweltkrisen im Kopf? Wie werden Informationen von ihnen verarbeitet? Welche gesellschaftlichen und politischen Utopien können wir als Hoffnungsträger anbieten? Das sind einige der Fragen, die diskutiert werden.

„Es geht uns um einen Zustand, der nicht nur Pädagogen, sondern uns alle betrifft“, erklärt Andrea Müller vom Kongreßteam. Seit 1988 arbeitet er im Lidice-Haus und beschäftigt sich u.a. mit der Lebenssituation und den Zukunftsperspektiven von Jugendlichen. „Das Problem ist doch folgendes: Eigentlich haben wir jede Menge politisches und ökologisches Wissen, trotzdem entwickelt sich daraus kaum Engagement und schon gar kein Widerstand.“ Ihn interessieren besonders die Denk- und Handlungsstrukturen, die hinter diesem Phänomen stehen, und die Frage, wie man gegensteuern könnte. „Besonders wenn wir mit Jugendlichen arbeiten, ist es unsere Aufgabe, positive Handlungsmöglichkeiten zu vermitteln“, sagt er.

„Ich glaube, allein wenn wir uns auf der Tagung mit den verschiedenen Biographien befassen, kommen wir den Ursachen ein Stück näher“, findet Mareike Molkewehrum, Mitorganisatorin und arbeitslose Lehrerin. Ihr selbst sei es nach dem Nato-Nachrüstungsbeschluß ziemlich mies gegangen. „Damals hatte ich blockiert und demonstriert, mich gewehrt, wie ich konnte. Aber dann ging es doch los, und ich war frustriert und hatte nur noch das Gefühl der Machtlosigkeit.“ Folge für sie war Entpolitisierung und Resignation. Erst allmählich konnte sie neu beginnen. „Auf der Tagung wollen wir keine Rezepte verteilen, sondern die Leute für ihr Alltagshandeln sensibilisieren, damit sie sich bewußt werden, wie sie auf die täglichen Katastrophenmeldungen reagieren und wo es Möglichkeiten des Ausscherens gibt“. bz

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