: Galerie des Ostens?
■ „pro art“-Galerie in Peterswerder eröffnet / Neuer Kunstverein „Dach für Stadtteilkultur“
Ein wenig suchen muß man schon, um die neueste Bereicherung der Bremer Galerieszene zu finden: Die pro art-Galerie befindet sich in einer der kürzesten Straßen Bremens, der Arberger Straße in Peterswerder. In einem Gewerberaum über einer Druckerei auf 150 qm untergebracht, stellt sich pro art dieser Tage der geneigten Kunstszene als neuer Treffpunkt vor. Aus aktuellen Gründen etwas überstürzt startete die Galerie mit einer Ausstellung von Bildern und Objekten zum Golfkrieg mit Arbeiten der Mitgaleristen HABEE, Inge Flügger, Helga Fehre u.a.. Ab 12. April geht es mit Bildern aus einer Therapieeinrichtung bei Rotenburg weiter: „Kunst-Therapie-Kunst“ heißt die Ausstellung aus Steinfeld.
Diese Beispiele seien nicht unbedingt repräsentativ für das Programm von pro art, betont der gelernte Lehrer Joachim Bieber vom Trägerverein pro art — Kunst vor Ort e.V.. Langfristig soll junge, aktuelle und professionelle Kunst aus Bremen und von außerhalb gezeigt werden. Ein eigenes Profil will der Kunstverein dadurch entwickeln, daß er als „Dach für Stadtteilkultur“ neben der Ausstellungstätigkeit auch lokale Kleinkunst, Tanz, Performance, Musik, Vorträge und Seminare veranstalten will. Vereinsmitglied Ludger Mehring: „Hier soll ein Dialog von Breiten- und Spitzenkultur stattfinden.“ „Kunst und Leben im Stadtteil“: Der Sozialarbeiter Michael Theis plant zusammen mit der Künstlerin Gabriele Schwarz künstlerisches und pädagogisches Arbeiten mit „Randgruppen“ im Stadtteil.
Die MacherInnen sind keine unbeschriebenen Blätter in Bremen. Joachim Bieber und Ludger Mehring etwa betreiben seit '89 das KunstPRojekt, eine Kunstagentur mit bescheidenem Geschäftserfolg: Von einem „Wohnzimmerbüro“ aus vermitteln sie KünstlerInnen an Autohäuser (Jaguar, Alfa), suchen Sponsoren für Einladungskarten, layouten auch schon mal eine kommerzielle Broschüre. Mehring wiederum ist der Erfinder von „Darts & Arts“, einem Kneipenkunstprojekt in der Neustadt, genauer dem Cafe Paganini. Seit '89 versammelt er dort mit Erfolg Autodidakten, Kunststudis und schlummernde Talente, die häufig ihre erste Ausstellung dort zwischen den Wurfpfeilen haben.
Gabriele Schwarz, ganz kulturelle Stadtteilarbeiterin, hat die Kattenturmer Galerie INKATT aufgebaut, die sich der Laienkunst verschrieben hat und auch Kunsthandwerk ins Programm aufnimmt. All diese kleinen Initiativen, Darts & Arts, INKATT, dazu das Cafe Knoops Park, das Bilder ausstellt, und die Kattenturmer „Katzengalerie“ finden sich unter dem Dach des pro art-Vereins wieder. Man vermutet richtig, daß es um Gelder geht. Vier ABM-Stellen sind beantragt sowie ein Mietkosten- und Katalogzuschuß beim Kunstsenator. Die PRofis von KunstPRojekt versuchen ihr Glück bei Ortsämtern und Sponsoren.
Sollte sich der Kunstplatz pro art konzeptgemäß durchsetzen, könnte analog zur Galerie des Westens in Walle eine Art Produzentengalerie mit Beiprogramm entstehen. Platz ist da. manpower ist da. Ein handfestes finanzielles Konzept steht noch aus. Bus
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