piwik no script img

»Man kann mit vielen Lücken leben«

■ Das erste Deutsche Schwule Fernsehen (DSF), zu empfangen auf dem Kabelsender FAB, befragte Promis aus Politik und Kultur zu ihrem ersten homosexuellen Erlebnis/ Dokumentation des Beitrags vom 21. Februar

Eberhard Diepgen (CDU), Bürgermeister

DSF: Wann hatten Sie Ihr erstes schwules Erlebnis?

Diepgen: Da muß ich Sie enttäuschen.

Gar nicht?

So ist es, ja.

Finden Sie nicht, daß das eine Lücke ist für einen Regierenden Bürgermeister?

Man kann im Leben mit vielen Lücken leben, vielen Dank.

Danke Ihnen.

Wim Wenders, Filmemacher

Wenders: Im Kino.

In was für einem Kino?

Im Kino, oh.

In einem Porno-Kino?

Nein, Nein. das muß sich um den „Ludwig“ handeln, wie heißt der? Der Film mit vom dem Visconti. Oder?

Ich weiß nicht wie der Film heißt, aber wenn Sie es auch nicht mehr wissen, muß es sehr intensiv gewesen sein.

Oder auch nicht, oder auch nicht.

Auf jeden Fall sehen Sie es auch als Bereicherung an?

Ja, unbedingt. Ich finde, daß man inzwischen überall besser damit umgeht als vor 10, 20 Jahren. Und auf die Zukunft projeziert wird es hoffentlich noch ein bißchen lässiger, als es im Moment ist.

Frank Ripploh, Filmemacher

Ripploh: Erstes homosexuelles Erlebnis ... Das war furchtbar, weil ... Ja, jetzt weiß ich es wieder.

Wie alt waren Sie da?

Achtzehn. Und das war ein Türke. Und der wollte nur ficken. Die verstehen das ja nicht als homosexuell, wenn die aktiv sind, nicht. Ich fand den so toll aber ich fühlte mich total bedrängt und hatte Angst und habe das so über mich ergehen lassen. Hinterher habe ich mir gesagt, damit hast du nichts zu tun, weil es nicht schön war. Ich war unheimlich erleichtert, daß das so häßlich war, denn so wollte ich ja nicht werden. Ich wußte wie mein Vater dagegen war, wie überhaupt alle dagegen waren.

Was haben Sie gemacht, als er sagte, er wolle nur ficken?

Ich habe versucht ihn mit Knutschen zu etwas anderem zu bewegen. Aber das war dann nicht möglich, denn er wollte eben nur das eine. Das habe ich ihm dann so — wie eine Frau — geschenkt, damit er auf seine Kosten kommt, hatte aber selber nichts davon.

Otto Sander, Schauspieler

Sander: Schade, daß ich nicht schwul bin, ich würde es gerne lernen. Aber ich habe es nie gemacht.

Auch nicht ein einziges Mal?

Kein einziges mal, ne.

Ich wollte nämlich gerade nach dem letzten homosexuellen Erlebnis fragen.

In jedem Künstler schlummert ein Homosexueller. Das ist ja ganz klar. Frau — Mann. Es gibt den Tiresias, einen Griechen, der war mal eine zeitlang eine Frau und dann war er wieder ein Mann. Das hat mich beeindruckt. Ich hab mich gefragt: Wie kriegt man das hin? Aber in diesem Leben werde ich das nicht mehr schaffen.

Würden Sie sich als transsexuell bezeichnen?

Nein. Ich habe zwar ziemlich viel weibliche Hormone in mir, aber ich bin schon ein Mann.

Hans Neuenfels, Theaterregisseur

Neuenfels: Wenn ich mich daran erinnern könnte, daß es eins gewesen sein könnte, dann war ich glaube ich 17 oder 18 Jahre alt.

Wo?

In Düsseldorf.

Waren Sie im Internat?

Nein, das hat sich so ergeben.

Walter Momper, SPD-Chef

Momper: Da bin ich noch sehr jung gewesen. Man hat mich das schon mal gefragt. Wann ich mein letztes homosexuelles Erlebnis hatte, wäre ja viel interessanter.

Wann hatten Sie denn Ihr letztes?

Das erinnerte ich auch schon nicht, als ich das letzte Mal danach gefragt wurde. Weiß ich nicht mehr. Das liegt schon länger zurück, dann.

Finden Sie Herrn Diepgen attraktiv?

(lacht schallend) Nein.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen