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BASKENPUNK

DERCLUBZURBAND  ■  E.H.SUKARRA

Es gibt Clubs, die liegen so zentral, daß niemand weiß, in welcher Straße sie zu finden sind. Beim Wydoks-Club am Prenzlauer Berg, nahe dem Rosa-Luxemburg-Platz gehört das Versteckte zum Image. Im zweiten Stock eines normalen, allerdings ziemlich verfallenen Wohnhauses öffnet sich in zwei ehemaligen Wohnungen eine Bar inklusive Konzertraum. Von der Straße weisen nur halb abgefetzte Plakate und ein kleines Holzschild auf die Existenz eines Veranstaltungsortes hin. Herumliegender Schutt hebt die Schwelle zum Eintreten für Uneingeweihte.

Auch für Bands, die den Laden zum Soundcheck das erste Mal betreten, nachdem sie telefonisch gebucht wurden, dürfte der erste Eindruck einigermaßen traumatisch sein. Während man sich noch Gedanken darüber macht, wie das wertvolle Equipment ohne Schaden die wackelig-löchrige Treppe hinaufzutragen sei, sieht man sich einer Bühne aus Holzböcken gegenüber, die allein mit dem Schlagzeug vollgestellt scheint. Und vor der Bühne haben nur etwa ein Dutzend ZuschauerInnen Platz, weil dieser von den Boxen der Gesanganlage reduziert wird. Auf dem Hintergrund des Wissens, daß dieser Club prinzipiell auf Promotion verzichtet, entringt sich der MusikerInnen-Brust ein unheilvolles Stöhnen.

Umso größer sind dann das Staunen und die Freude, wenn durch geschicktes Stapelverfahren sowohl die komplette Backline als auch eine fünfköpfige Band auf der Bühne Platz finden, und die Wohnzimmeratmosphäre mit angetrunkenem Publikum zu einem äußerst gelungenen Konzert führt. Die Leute, die hierher kommen, sind größtenteils Stammgäste, kennen sich untereinander, fühlen sich sauwohl und lassen das die spielenden Kapellen spüren: »Spiel weiter, du Arsch!«

Dieser angenehm autonom-unkomplizierten Aufforderung kommt man doch gerne nach. Echte BesetzerInnen-Atmosphäre; die BewohnerInnen und BetreiberInnen haben allerdings jetzt einen Mietvertrag und wirken als eingetragener Verein, weshalb Bier und Eintritt billig sind. Im Wydoks-Club ist der Protest gegen die Westvereinnahmung und der Wille zur Selbstbestimmtheit deutlich spürbar.

Deshalb ist er auch für die baskische Punkband E.H. Sukarra der prädestinierte Auftrittsort. Sie befinden sich derzeit mit ihrem hymnischen Parolen- Punk, der leise einsteigt und dann ungebremst anschwillt, auf »Rebel-Rock- Tour«. Dabei werden sie musikalisch und von der Haltung her durch den Hirn-Gitarrero Märch unterstützt. So sei hier einmal das Prinzip gebrochen, und für den Wydoks-Club samt dieser Band geworben. Schwalbe

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