: Schon wieder: Neue Baupläne für die Bürgerweide
■ Neben dem Kongreßzentrum sollen Hallen entstehen / Schausteller protestieren gegen „Betonorgie“
Schausteller-Protest-Plakat
“Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auf der Bürgerweide zwischen Halle 5 und der Finndorffstraße weitere Ausstellungshallen gebaut werden.“ Der Geschäftsführer der Stadthalle, Heinz Seesing, ist sicher, daß nach dem Bau es Kongreßzentrums auf er Bürgerweide weitere Gebäue entstehen und verkündete dies gestern während des traditionellen Schoppengesprächs auf der Osterwiese. Die zahlreich im „Cafe Jonny Schulze“ erschienen Schausteller der Osterwiese, die „durch die immer mehr explodierende Bautätigkeit auf der Bürgerweide die Existenz des Bremer Freimarktes gefährdet“ sehen, forderten dagegen eine schriftli
che Bestandsgarantie für die heute noch 100.000 Quadratmeter große Freifläche.
Den Schaustellern, die teilweise in schwarzer Trauerkleidung, mit schwarzen Luftballons und vielen Transparenten ins „Jonny Schulze“ gekommen waren, gefiel überhaupt nicht, was sie da zu hören bekamen. Heinz Seesing schlug vor, Stadthalle und Freimarkt zu „integrieren“. Im Klartext: Ein Teil der Stände von Freimarkt und Osterwiese soll in Hallen untergebracht werden. Wenn es nach Seesing geht, soll zum Beispiel das Bayernzelt in einer Halle aufgebaut werden. Die Fahrgeschäfte könnten weiterhin unter freiem Himmel stehen. Dann sei es auch kein Problem, die Freifläche des Jahrmarktes zu verringern, ohne die Schausteller zu schädigen, so Seesing später zur taz.
Nach Vorstellung des Stadthallen-Geschäftsführers wird in Zukunft der gesamte Bereich zwischen der Halle 5 und der Finndorffstraße mit mehreren Ausstellungshallen bebaut. Damit würde dann neben der Stadthalle und dem Kongresszentrum ein eigenständiger Ausstellungsbereich geschaffen.
Durch die bisher nicht bekannten Baupläne würden gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Seesing plädierte dafür, diesen Bereich mit einer Tiefgarage für 1.500 Kraftfahrzeuge zu unterkellern. Für das Kongresszentrum stehen bisher nicht genügend Parkplätze zur Verfügung.
Bremens Bürgermeister Klaus Wedemeier ließ durch seinen Sprecher Klaus Sondergeld bestätigen, daß es Überlegungen für den Neubau einer Ausstellungshalle ab 1996 gebe. Am Mittwoch gab Wedemeier den Schaustellern jedoch sein Wort, daß diese Halle nicht gebaut werde, falls die Schausteller dies nicht wollten.
Im Gegensatz zu Wedemeiers Sprecher demetierte der Sprecher des Wirtschaftsenators, Rüdiger Staats, gestern, daß es irgendwelche neuen Baupläne für die Bürgerweide gebe. Staats: „Mir sind konkrete Hallenplanungen nicht bekannt.“ Der Chef von Rüdiger Staats, Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer, sitzt im dem „Arbeitskreis Messeplatz Bremen“, in dem nach Angabe von Heinz Seesing entsprechende Überlegungen schon diskutiert wurden.
Ohne die weitreichenden Pläne zu erwähnen, gab Uwe Beckmeyer gestern im „Jonny Schulze“ auf der Osterwiese eine Bestandsgarantie für die heute bestehende Freifläche von 100.000 Quadratmetern ab. Er ging damit schließlich auf die Forderung der Schausteller ein, die in der Diskussion nicht locker ließen. Beckmeyer will den Schaustellern seine Zusage sogar schriftlich geben. Aus dem Kreise der Schausteller war immer wieder zu hören, daß derartige Erklärungen nichts Neues seien. Trotzem sei in der Vergangenheit auf der Bürgerweide immer weiter gebaut worden sei. Karl-Eddi Armgort, der Geschäftsführer des Bremer Schausteller-Verbandes forderte den Senat auf, einen Vertrag zu unterzeichnen. Darin solle festgelegt werden, daß die Freifläche der Bürgerweide für mindestens zehn Jahre nicht vermindert wird. Hannes Koch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen