: Seit Monaten sind keine Besuche mehr erlaubt
Palästinenserinnen in Israels Knästen protestieren gegen Haftbedingungen/ Medizinische Betreuung nur durch Männer ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin
Die im israelischen Hascharon-Gefängnis in Tel Mond inhaftierten Frauen — fast durchweg Palästinenserinnen — dürfen seit nunmehr vier Monaten nicht von ihrer Familie besucht werden. Ihnen fehlt es an Kleidung und auch an Nahrung, berichtete Ahmed el-Katib, ein Anwalt der Frauen. In einem Schreiben an internationale Organisationen protestieren insgesamt 48 der in Tel Mond gefangengehaltenen Palästinenserinnen gegen ihre Haftbedingungen und bitten um Hilfe.
Die inhaftierten Palästinenserinnen beklagen auch, daß die für den Fastenmonat Ramadan vorgeschriebenen Regeln von den Gefängnisbehörden ignoriert werden. Das Ergebnis ist, daß die Frauen praktisch ständig hungern, denn durch ihren Geldmangel sind sie zumeist nicht in der Lage, die hohen Preise für das Kantinenessen zu bezahlen. Die inhaftierten Frauen, die sich als politische Gefangene betrachten, richten so an das Internationale Rote Kreuz die Bitte, ihnen während des Ramadan Lebensmittel zur Verfügung zu stellen.
Auch mit Krankheiten und medizinischer Betreuung berichten die weiblichen Gefangenen über gravierende Probleme. Im Hascharon-Gefängnis arbeiten in diesem Bereich ausschließlich Männer, und die Palästinenserinnen haben Hemmungen, sich von männlichem Personal untersuchen zu lasse, oder auch, weil die Untersuchungen in Anwesenheit von Aufsehern oder Aufseherinnen stattfinden.
Die Frauen verlangen in ihrem Protestbrief auch, daß man ihnen wieder Verwandten-Besuche ermöglicht oder daß man sie in Gefängnisse in den besetzten Gebieten bringt — wo sie nach internationalem Recht ohnehin untergebracht sein müßten. „Die Genfer Konvention fordert“, sagt einer ihrer Anwälte, Fuad Sultani, „daß die Bevölkerung besetzter Gebiete nicht verlegt wird, sondern in den von ihnen bewohnten Zonen bleiben muß“. Angesichts der rigiden Reiseeinschränkungen der israelischen Militärbehörden für Palästinenser in den besetzten Gebieten wird die Möglichkeit von Familienbesuchen in israelischen Gefängnissen in der Praxis oft davon abhängig gemacht, ob sich Angehörige der PalästinenserInnen zur Kollaboration mit den israelischen Besatzungsbehörden bereiterklären, erläutert Sultani. „Die Überführung der eingekerkerten Frauen in das Gefängnis von Nablus in der Westbank stellt so unter den gegebenen Umständen eine wünschenswerte Option dar.“
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