piwik no script img

■ Benny Golson

Beim ersten Blick auf Benny Golsons tabellarischen Lebenslauf nimmt der Jazz scheinbar nur eine kleine Rolle ein. Von 1963 bis in die 70er Jahre war Golson, 1929 in Philadelphia geboren, hauptsächlich als Komponist für zahllose Fernsehserien tätig, die wir hier nicht zu sehen/hören bekamen, Werbespots von Heinz Ketchup bis Kohl's Supermarket und Filme inklusive der Münchner Produktion »Skifaszination«.

»The Other Side Of Benny Golson« heißt programmatisch eine seiner rund zwei Dutzend LPs, auf der er Jazz spielt. Als Heranwachsender studierte der angehende Saxofonist an der Howard Universität, hatte seine ersten Engagements in den Bands des Rhythm & Blues-Sängers Bullmoose Jackson, dann mit Lionel Hampton, Earl Bostic, Dizzy Gillespie und Johnny Hodges, wo er neben dem noch unbekannten John Coltrane saß. »Einmal«, erinnerte sich Golson, »fuhren John und ich nach New York und standen nur am Bühneneingang des Apollo-Theaters in Harlem herum. Wir sahen Thelonius Monk und Ben Webster da reingehen. Das alleine war das Fahrgeld wert!«

Schon in den 50er Jahren fing Golson an zu komponieren: durch »Staplemates« (Miles Davis Quintett mit John Coltrane) wurde sein Name bekannt. Als Art Blakey ihn für seine Jazz Messengers anheuerte, entstanden Golsons bekannteste Stücke »Blues March« und »I Remember Clifford«. Von 1960 an leitete er zusammen mit Art Farmer für drei Jahre das Jazztet, ging dann nach New York, hatte seither als Arrangeur bei Plattenaufnahmen einen vollen Terminkalender, zog 1967 in die Filmmetropole Los Angeles. Sein Name steht — meist kleingedruckt und unbeachtet — auf Platten von Ray Charles, Miles Davis, Sammy Davis Jr., Ella, Eartha Kitt, dem Modern Jazz Quartet, Lou Rawls, Diana Ross und Mel Tormé — und eben in zahllosen Filmabspannen.

1975 kehrte Benny Golson wieder auf die Jazzbühne zurück, spielte mit eigenen Gruppen, reformierte zeitweilig das Jazztet. 1979 war er mit Art Blakey's Jazz Messengers beim JazzFest Berlin. Bei den wenigen Soli damals zeigte er sich als exzellenter Hardbopper, heute abend endlich sind die Scheinwerfer nur auf ihn gerichtet. (Um 22 Uhr im Quasimodo) Text & Foto: H.Hessig

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen