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Italien: Neue Öko-Katastrophe

Zyprischer Tanker mit mehr als 100.000 Tonnen Öl nach Explosion noch immer in Flammen  ■ Von Werner Raith

Neue Katastrophe vor Italiens Küste: über dem am Donnerstag mittag vor der Küste Genuas explodierten Ölfrachter „Haven“ steht eine über zwei Kilometer hohe Rauchsäule, deren oberer Teil sich viele Quadratkilometer über der Küste verbreitet hat und den Himmel weitgehend verdunkelt. Die Flammen der über 100.000 ausgelaufenen Tonnen Öl sind bisher noch immer nicht unter Kontrolle, die ersten toten Fische und Vögel treiben bereits an den toskanisch-ligurischen Strand.

Das Unglück ereignete sich nur wenige Stunden nachdem in der Nacht zum Donnerstag eine Fähre von Livorno auf dem Weg nach Sardinien einen anderen, vor Anker liegenden Frachter gerammt und 140 der 141 Passagiere und Besatzungsmitglieder in dem sofort entstandenen Flammenmeer umgekommen waren. Wie auch beim neuen Tankerunglück ist die genaue Ursache noch nicht bekannt: das italienische Fernsehen vermutet, daß die zur Unfallzeit laufenden Übertragungen der Fußball-Europacupspiele die Aufmerksamkeit der Mannschaft abgelenkt hatte, so daß die Wachoffiziere die beim herrschenden dichten Nebel unerläßliche dauernde Kontrolle der Bordgeräte unterlassen haben. Sollte dies zutreffen, müßten die Offiziere jedoch alle von der Brücke verschwunden gewesen sein — das modern ausgestattete Schiff besaß nach Angaben der zuständigen Schiffahrtsgesellschaft sowohl eine optische als auch eine akustische Warnanlage, die sich bei Annäherung an Hindernisse einschalten mußte. Die Ermittler tappen bei dem unter zyprischer Flagge laufenden Frachter „Haven“ vor Genua noch völlig im Dunkeln: die noch nicht gebändigten Flammen lassen keine Annäherung zu, es ist noch nicht einmal sicher, ob der Frachter wirklich auseinandergebrochen ist. Bisher wurden zwei Besatzungsmitglieder tot geborgen, drei werden noch vermißt, die geretteten 30 weiteren Personen konnten bisher nicht zur Klärung des Hergangs beitragen. Die Grünen im italienischen Parlament haben inzwischen nicht nur eine restlose Überprüfung der Sicherheit vor Italiens Küsten verlangt — dort landen jährlich mehr als 15.000 Öl-Frachter von ähnlicher Größe — sondern auch den Einsatz aller verfügbaren Mittel des Katastrophenschutzes gefordert: ansonsten drohe der toskanisch-ligurischen Küste „eine Umweltkatastrophe wie in Teilen Kuwaits“, so der Abgeordnete Rene Adreani.

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