:
GANZAKUSTISCH ■ RORY BLOCK
»Wie kommt's, daß ein junges weißes Mädchen aus New York sich so mit dem schwarzen Blues der 30er Jahre aus dem tiefen Süden beschäftigt?«, zitiert Rory Block auf ihrer gerade erschienen neuen Platte »Mama's Blues« die oft gestellte Frage. »Darauf gibt es keine Antwort«, schreibt sie im Covertext, »oder wenn schon: dies war die schönste Musik, voller Seele, Spiritualität, die ich je hörte.«
Rory Block wuchs im Greenwich Village auf, wo sie in den 60er Jahren milchbärtige Musiker wie John Sebastian, Bob Dylan und Stefan Grossman kennenlernte. Fasziniert von Folk und Blues, begann sie akribisch, Wort für Wort alte Bluessongs von Schellackplatten zu transkribieren, suchte und fand einige jener alten Legenden wie Son House und Mississippi John Hurt. Im Konzert erklärt sie gern ihre Songs, erzählt von den Begegnungen mit den Vätern des Blues, ohne dabei allzu akademisch er wirken.
Nach einer längeren Pause — als Mutter von zwei Söhnen hatte sie andere Prioritäten — wollte sie 1975 dann doch professionelle Musikerin werden. Ihre ersten Platten für RCA und Chrysalis würde sie am liebsten verleugnen, mehr Discosound als Blues, erst 1981 fand sie in Rounder die Firma, die sie frei gewähren ließ.
Auf acht Alben mixt Rory Block selbstgeschriebenen Blues und alte, teils obskure Titel von meist vergessenen Bluesveteranen, deren Texte manchmal sogar für Amerikaner nicht vollständig verständlich sind. Aber da sie die meist von Männern gesungenen Texte sowieso umändern muß und es meistens nicht reicht, nur die Vokabeln »er« und »sie« auszuwechseln, entstehen eben manchmal leicht modifizierte Songs. »Wichtig ist, daß die Stimmung, die Atmosphäre und die Botschaft erhalten bleiben«, rechtfertigt Rory Block die notwendigen Korrekturen.
Illustre Gäste wie Stevie Wonder, Taj Mahal, die Persuasions oder Jorma Kaukonen, die sie auf ihren Platten begleiten, bringt Rory Block natürlich nicht zum Konzert mit. Aber auf der akustischen Gitarre zählt sie — oft verglichen mit Bonnie Raitt — zu den Spitzenkönnern, ob Frau oder Mann, weiß oder schwarz, alt oder jung. Foto + Text: G.Hessig
UM20UHRINDERPASSIONSKIRCHE
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen