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PRESS-SCHLAGMickey Handsome

■ Mickey Rourke: von der Leinwand in den Ring

Als Schauspieler ist Mickey Rourke nicht unumstritten, aber für Schlagzeilen ist der smarte Amerikaner immer gut. Als er den Film A Prayer for the Dying nach einem Roman von Jack Higgins drehte, entsetzte er die Produzenten dadurch, daß er das Drehbuch in ein flammendes Plädoyer für den irischen Befreiungskampf umschrieb.

Das meiste wurde wieder rausgeschnitten, Mickey schmollte, schmähte den fertigen Film und verkündete, daß er größere Geldsummen für die IRA spenden werde.

Seither ist der Mann mit den irischen Vorfahren der Liebling der amerikanischen Iren und im Mai wird er der Stargast sein bei den Gedenkfeiern zum zehnjährigen Jahrestag des Hungerstreiks, der Bobby Sands und neun weitere republikanische Gefangene in Long Kesh das Leben kostete. Außerdem beabsichtigt Mickey Rourke, in einem Film über Bobby Sands die Titelrolle zu spielen.

Vorher will er jedoch ein ganz anderes Kreuz auf sich nehmen. Der 34jährige beabsichtigt, am 23. Mai in Fort Lauderdale seinen ersten Kampf als Berufsboxer zu bestreiten. Als Jüngling hatte Rourke 26 Kämpfe als Amateur bestritten, die Dreharbeiten zu dem Film Homeboy, den auch die Musik Eric Claptons nicht vor einem Flop bewahren konnte, brachte ihn auf die Idee, ein Comeback im Ring zu versuchen. In Homeboy spielte Mickey Rourke einen Boxer, der nach Absolvierung eines eher unsoliden Lebenswandels plötzlich den Traum hegt, Champion zu werden.

Das ideale Vorbild für Mickey Rourke, der im Supermittelgewicht starten will, vorerst jedoch nicht an den Weltmeistertitel denkt. Es gäbe unter den ersten zwanzig der Weltrangliste genug Burschen, die ihn ohne weiteres von den Beinen holen könnten, aber auch „andere, mit denen ich dasselbe machen könnte“. Weit wies er den Verdacht von sich, die neue Karriere aus Publicitygründen anzustreben: „Ich benutze das Boxen als Therapie; Schläge auszuteilen und einzustecken, ziehe ich dem Gespräch mit einem Psychiater vor.“

In dem Film Johnny Handsome verwandeln erst die Künste eines Gesichtschirurgen Mickey Rourke in den netten und adretten Burschen, als den wir ihn kennen. Möge es ihm erspart bleiben, ähnliche Dienste bald auch in der Realität in Anspruch nehmen zu müssen. Den Bobby Sands kann er sich mit einer potentiellen Eddie-Constantine-Visage jedenfalls abschminken. Dann würde es allenfalls noch für die Rolle der Maggie Thatcher in Spitting Image reichen. Matti

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