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Alte Polikliniken: „Auslaufmodell“

■ Immer mehr ÄrztInnen machen private Praxis auf/ Viele Beratungsstellen von Schließung bedroht

Berlin. Die Einrichtung privater Arztpraxen, allein oder in Gemeinschaft, geht in der Ex-DDR zügig voran. Staatliche Polikliniken gelten in den neuen Bundesländern als „Auslaufmodell“ — mit Ausnahme von Brandenburg, wo jedoch bestimmte neue Strukturen Voraussetzung für eine finanzielle Förderung sind. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat den alten Kliniken in den neuen Ländern dann weitere Unterstützung zugesagt, wenn sie nach der Organisation des Kassenarztrechtes arbeiten und sich um neue Trägerschaften bemühen. Dies sind Ergebnisse einer öffentlichen Anhörung des Bundestagsausschusses für Gesundheit, der Mitte dieser Woche in Berlin tagte. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bonner Gesundheitsministerium, Sabine Bergmann-Pohl (CDU), teilte mit, daß sich bis März bereits 9.000 Ärzte der ehemaligen DDR privat niedergelassen hätten, hinzu kämen 3.000 Zahnärzte. Mediziner wiesen vor dem Ausschuß auf zum Teil große Probleme in Polikliniken wegen der zu niedrigen Überweisungsbeträge durch die Krankenkassen hin. Ängste und Unsicherheiten, sich selbständig zu machen, gebe es vor allem bei älteren Ärzten. Beklagt wurde auch immer wieder, daß viele Beratungseinrichtungen mit zu wenig Geld ausgestattet und so von Schließung bedroht seien. Besonders Hebammen seien in ihrer beruflichen Existenz bedroht.

Trotzdem zogen die politischen Vertreter der CDU-regierten Bundesländer Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg- Vorpommern eine eher positive Bilanz des Übergangs staatlich bediensteter zu niedergelassenen Ärzten. In Thüringen sollen bis Ende dieses Jahres schon 85 Prozent aller Ärzte eine eigene Niederlassung haben, sei es allein oder in einer Ärztegemeinschaft. In Sachsen waren mit Stichtag 1. April 50 Prozent der insgesamt 6.000 Ärzte selbständig sowie 45 Prozent der Zahnärzte.

Viele Ärzte, die eine private Praxis eröffnen wollen, haben Probleme wegen der Mieten bis zu 30 Mark pro Quadratmeter und mehr. Ein positives Beispiel ist Dresden. Hier werden Ärzten Räume mit Quadratmeterpreisen zwischen 4,50 und 4,80 Mark zur Verfügung gestellt. Das „Modell Brandenburg“ hingegen sieht vor, daß etwa 30 bis 35 Polikliniken in zum Teil geänderter Organisationsstruktur aufrechterhalten werden. Dazu hat das Land 117 Millionen Mark bereitgestellt. Alle neuen Länder sind für die Umstrukturierung von Polikliniken in Gesundheitszentren und Ärztehäuser.

Der Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (Köln), Rainer Hess, erklärte, daß im ersten Quartal etwa 302 Millionen Mark für Leistungen der Polikliniken überwiesen worden seien. Seine Organisation habe „kein Interesse, das Leistungsangebot der Polikliniken zu zerschlagen“. Es könnten aber nur die kassenärztliche Leistung dieser Kliniken bezahlt werden, mehr nicht. dpa

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