Die große Blockflöten-Blockade

■ Warum die Bremer Musikhochschule im Zweifelsfall lieber in der Ecke bleibt

Die hiesige Musikhochschule gilt als eine der schlechtesten im ganzen Land. Umso verwunderlicher ist, daß ihre Immunabwehr noch ausreicht, besseres Lehrpersonal abzustoßen. Unlängst bewarb sich auf die vakante Stelle eines Blockflötenprofessors der berühmte Han Tol, ein Flötist der allerersten Creme. Er kam der zuständigen Kommission gerade recht: Sie lehnte ihn kurzerhand ab und machte der letztinstanzlichen Kulturbehörde andere Vorschläge, die diese, nicht faul, ihrerseits für zu gering befand und zurückwies.

Nun ist aus allen Ecken Grummeln zu vernehmen. Die Behörde, die darüberhinaus mit fünf neuen C4-Professuren renommiertes Personal locken will, hat durchgesetzt, daß die Flötenstelle jetzt neu ausgeschrieben wird. An der Hochschule für Künste (HfK), in der die Musikhochschule als Fachbereich 10 einquartiert worden ist, fürchtet Rektor Waller, die Implantation von gutdotierten Leute könnte Klassengerangel auslösen, wo doch sonst allesamt höchstens mit C2-Gehältern besoldet sind. Die StudentInnen des Fachbereichs finden solche Debatten überhaupt schädlich, verwahren sich gegen eine „Diffamierung der in Bremen tätigen Lehrkräfte“ und wollen endlich wieder Ruhe in der Studierstube. Andere Leute (s. Interview) machen sich von neuem Gedanken über die beklagenswerte Qualität der Hochschule und eventuelle Hintergründe.

Die Hochschule, also: der Fachbereich 10 der HfK, ist ein empfindliches Konstrukt, hervorgegangen, nach mühseligen Metamorphosen über eine Fachhochschule, aus dem alten Konservatorium. Unter den Lehrkräften hat, wie es so kommt, fast niemand eine Stelle kraft hochschulordentlicher Berufung erhalten, sondern meistens kraft alter Zeiten. Womöglich liegt hier der Herd einer institutionellen Allergie: Läßt man einmal bessere Leute ins Haus, ziehen die, man kennt das, ihresgleichen nach sich. Und plötzlich wird die alte Bude eng. Manfred Dworschak