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Metall gegen Gewalt

■ GBH und Rumble Militia im Schlachthof / Auftakt zur Mammut-Tour

Wahrscheinlich war es Zufall, vielleicht hatte es auch nur damit zu tun, daß der Haupt-Act G.B.H. erst gegen Mitternacht auf Touren kam. In der Kesselhalle im Schlachthof wurde auch in den Mai getanzt. Daß dabei die Tanzfläche mit Bierlachen überschwemmt war, störte offensichtlich niemannden, schließlich konnten sich die Pogo-Tänzer und Headbanger am Tourmotto der Engländer orientieren, das den Härtegrad der Veranstaltung vorgab. „From Here To Reality“.

Für das Quartett aus Birmingham bedeutet diese Realität die Aufbietung aller ihrer Kräfte. Colin, Kai, Jock und Ross befinden sich auf einer wahren Ochsentour quer durch Europa. Hamburg, Kopenhagen, Mälmö, Oslo, Rostock steht bei ihnen in diesen Tagen an, Ruhetage gibt es nicht. Geschlafen wird auf der Reise von einem Ort zum anderen, abends werden die letzten Energien auf der Bühne gelassen. Auch wenn Frontmann und Sänger Colin hinterher schwitzend und außer Atem sagt, er mache das halt seit über zehn Jahren, das sei alles Gewöhnung, glauben mag man es nicht.

Für eine Punkband, die sich immer bemühte, komplexe Klangstrukturen mit urwüchsigen Hammerrhythmen zu verbinden und sich damit kompositorisch wohltuend von der Masse der Konkurrenz-Bands abzugrenzt, war ihr Vortrag im Schlachthof diesmal blaß.

Bei den Konzerten in den Ost- Bundesländern, Österreich und Jugoslawien werden G.B.H. vom Bremer Vierer Rumble Militia begleitet, die mit ihrem kraftvollen Cross-Over-Paket zwischen Punk und Heavy-Metal in der Kesselhalle bewiesen, daß sie sich in technischer Hinsicht sehr verbessert haben. Ihre von zwei Gitarren gestützte Konzeption ist kompakter geworden. Die gegen politische Rechts-Tendenzen gerichteten Texte trafen den Nerv des Publikums. Das sang anhaltend die Songs mit und skandierte lauthals „No Nazis“ zum gleichlautenden Stück. Der Bremer Gruppe gelingt es, mit harter Musik gegen Gewalt oder nukleare Kriegsstrategien anzuspielen und die vorwiegend jungen ZuhörerInnen zu begeistern. Cool J.F.

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