: Sternenkämpfer gibt den Kampf auf
■ Der letzte „Starfighter“ der Bundeswehr startete zum letzten Flug
Berlin/Manching (taz) — Droben geblieben ist keiner, aber nicht jeder kehrte in seiner ursprünglichen Form wieder zur Erde zurück — man ahnt Grausiges, die Rede ist vom Jagdbomber F 104 G, der unter dem Namen „Starfighter“ zu traurigem, aber doch bemerkenswertem Ruhme gekommen ist. Immerhin fielen in den knapp 30 Jahren, in denen der amerikanische Abfangjäger in der Bundesluftwaffe seinen ungetreuen Dienst tat, insgesamt 270 Exemplare vom Himmel — fast jeder dritte. 110 wackere Piloten riß der anfällige Stahlvogel mit ins Verderben. In Deutschland wurde der Flieger deshalb 1987 ausgemustert — ein paar Trainingsmaschinen ausgenommen — und die noch intakten Unglücksvögel den Nato-Partnern Türkei und Griechenland überlassen. Gestern bohrte sich nun der allerletzte verbliebene Übungs-„Starfighter“ der Bundeswehr ein letztes Mal auf Stummelflügeln in den weiß-blauen Himmel über Bayern, um anschließend seiner endgültigen Bestimmung — der Verschrottung — zugeführt zu werden. Armin Ewert heißt der tollkühne Mann, der sich traute, in der fliegenden Kiste eine Ehrenrunde über den Häuptern von 300 kaltblütigen Gästen zu drehen. Und damit geht ein Kapitel deutscher Luftfahrtgeschichte zu Ende. Handelt es sich beim Sternenkämpfer doch um eine der vielen Segnungen, die der bayerische Landesvater Franz Josef Strauß, als ihm noch überregionale Bedeutung beschieden war, über seine deutsche Heimat brachte. Als zweiter Verteidigungsminister der Republik beschaffte Strauß der eben erst aufgebauten Bundeswehr den Absturzkandidaten „Starfighter“ vom US-Flugzeugkonzern Lockheed und entschied sich damit gegen die „Mariage III“ der französischen Konkurrenz. Das soll sein Schaden nicht gewesen sein — das hartnäckige Gerücht um Schmiergeldzahlungen an den bayerischen Potentaten konnte aber leider nie durch Beweise erhärtet werden. moise
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