: Die Nacktmeile am Müggelsee
■ Seit 1978 hat das Strandbad eine offizielle FKK-Anlage, nachdem der illegale Nacktbadestrand von den prüden Genossen geschlossen wurde.
1.Freibad Tegelsee: 15. Mai bis 15. September, in der Hauptsaison täglich von 8 bis 19.30 Uhr geöffnet. Schwarzer Weg, Bus 20.
2.Spandau Süd: bis 15. September geöffnet, vom 16.6.-31.7. täglich von 7 bis 20 Uhr. Gatower Straße 9, Bus 13, 35, 31, 34, 94, 97.
3.Strandbad Wannsee: bis 19. August täglich von 7 bis 20 Uhr geöffnet. Wannseebadweg 25, Bus 18, S-Bahn Nikolassee.
4.Freibad Lübars: bis 15.9. in der Hauptsaison von 8 bis 19.30 Uhr geöffnet. Am Freibad, Bus 20.
5.Jungfernheide: bis 9. September täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Jungfernheideweg 60, Bus 23, 9, 10, 62, 72.
6.Lichterfelde: in der Hauptsaison von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Hindenburgdamm 9/10, Bus 85, 3, 11, 53.
7.Volkspark Mariendorf: in der Hauptsaison von 7 bis 20 Uhr geöffnet. Rixdorfer Straße 130, Bus 33, 77, 81, 93.
8.Neukölln: in der Hauptsaison täglich von 8 bis 19.30 Uhr geöffnet. Columbiadamm 160/190, Bus 4, 91, U-Bahn Boddinstraße.
9.Humboldthain: in der Hauptsaison von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Wiesenstraße 1, Bus 12, 61, 64, 71, 90.
10.Seebad Weißer See: von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Klement-Gottwald- Allee.
11.Strandbad Orankesee: täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Getrudstraße.
12.Strandbad Oberspree: im Juli/ August bis 20 Uhr geöffnet. Bruno- Bürgel-Straße.
13.Freibad Wernersee: in der Hauptsaison von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Ridbecherstraße.
14.Flußbad Gartenstraße: täglich von 8 bis 19 Uhr. Gartenstraße 48.
15.Strandbad Grünau: täglich von 9 bis 19 Uhr. Regattastraße.
16.Gropiusstadt: geöffnet von 7.30 bis 19.30 Uhr. Lipschitzallee 33, Bus 52, 91, 41, U-Bahn Lipschitzallee.
17.Strandbad Oberhavel: in der Hauptsaison von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Havelschanze 27/30.
18.Olympiastadion: 2. Mai bis 15. September. Vom 12.7.-25.8., 7 bis 20 Uhr. Olympischer Platz 2, Bus 94, U-Bahn Olympiastadion.
19.Freibad Plötzensee: bis 16. September, in der Hauptsaison von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Nordufer 26, Bus 65, 89.
20.Seestraße: in der Hauptsaison von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Seestraße 80, Bus 16, 72, 89, 8, 22, 61.
21.Halensee: in der Hauptsaison von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Koenigsallee 5a, Bus 4, 10, 19, 29, 65, 69.
22.Am Insulaner: bis 31. Juli von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Munsterdamm 80, Bus 25, 68, 76, 87.
23.Kreuzberg: in der Hauptsaison von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Gitschiner Straße 18/31, Bus 28, U-Bahn Prinzenstraße.
24.Poststadion: in der Hauptsaison von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Seydlitzstraße 6, Bus 90, 16, 24, 70, 72, S-Bahn Lehrter Stadtbahnhof.
25.Freibad Pankow: täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet, im Juli und August bis 20 Uhr. Schloßpark.
26.Kinderbad Monbijou: bis 10 Uhr geöffnet. Oranienburger Straße.
27.Blub: bis 15. September 10 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag bis 24 Uhr. Erwachsene: 18 Mark, Kinder: 9 Mark, Jugendliche 14 Mark. Buschkrugallee.
28.Seebad Friedrichshagen: täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Müggelsee-Damm 216.
29.Strandbad Müggelsee: täglich geöffnet von 9 bis 17 Uhr. Fürstenwalder Damm 838.
30.Seebad Wendenschloß: täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet, im Juli/ August bis 20 Uhr. Gegenüber der Regattastrecke am langen See.
31.Sommerbad Ankogelweg: in der Hauptsaison täglich von 7 bis 20 Uhr geöffnet. Ankogelweg 95, Bus 76, 78, 7, 52, 79.
Die Freibäder haben in der Hauptsaison (Juli/August) in der Regel längere Öffnungszeiten. Eintritt für Erwachsene: 3 Mark, ermäßigt: 1,50 Mark. Saisonkarte für Erwachsene: 55 Mark. Achtung: Die Buslinien haben ab 2. Juni neue Nummern.
Jetzt steht er doch. Dabei hatte ich mich die ganze Zeit gezwungen, nicht hinzuschauen. Aber sie war so schön und so nackt und nur fünf Handtücher neben mir. Immer, wenn ich zum Wasser sah, kreuzten sich unsere Blicke und ich spürte, daß ich ohne Badehose nicht mehr meine Decke verlassen konnte. Aber mit Badehose ist es hier verboten, weil dieser Abschnitt vom Strandbad Müggelsee nun mal Terrain der Freikörperkultivierten — kurz: FKKler — ist. Die passen schon auf, daß alles schön nackt bleibt.
Schöne Scheiße, denke ich, drehe mich auf den Bauch und überlege, was ich tun kann. Das Wasser ist mit 16 Grad kalt genug, um in einer Art Schocktherapie mein Problem wieder auf die Größe zu bringen, die mir erlauben würde, sie zu einem Eis einzuladen. Aber bis zum Wasser sind es 50 Meter, und den Weg dahin säumen vielleicht 200 Menschen, die, wenn sie dahin sehen, fälschlicherweise annehmen würden, daß ich den Strand als Erregungsmeile mißbrauche. Wahrscheinlich würden sie sogar die Polizei holen.
Die dürfte den Weg noch kennen, denn früher war sie öfters hier zur Abwehr unsozialistischer Lebensweise. Ausgerechnet zu den Weltfestspielen 1973, als sich in der Hauptstadt der DDR die Jugendlichen aus aller Welt zum fröhlichen Jubeln und Marschieren trafen, entstand hier am Müggelsee ein illegaler Nacktbadestrand. Vom Demonstrieren und Parolenschreien genervt, zog die Internationale der Teenager an den Müggelsee und probte Völkerverständigung hautnah und splitternackt.
Die Berliner übernahmen später die neue Badekultur und nach kurzer Zeit war der »Schwarzstrand« beliebter als der des Strandbades Müggelsee nebenan. Zu allererst spürte der Kassierer die Folgen der neuen Mode und die Strandbadleitung beantragte beim Bezirksrat eine Erweiterung ihres Strandes für eine FKK- Anlage. Das Amt lehnte ab und schickte statt dessen Volkspolizisten in Überfallwagen zum wilden Strand. Die kreisten die FKKler ein und nahmen sie fest. Als besondere Erziehungsmaßnahme wurden die Nacktbader auf die Wagen (zu)geführt und nicht etwa ins nächste Polizeirevier gebracht, sondern direkt ins Präsidium, zum zwanzig Kilometer entfernten Alexanderplatz. Und zwar so, wie sie die Polizei eingesammelt hatte, also nackt. Später hatte die Arbeiter- und Bauernführung dann ein Einsehen und seit dem 29.7.78 hat das Strandbad Müggelsee einen offiziellen FKK-Bereich. Weil Duschen, Eisbuden und Spielgelegenheiten zur Verfügung standen, verwaiste der wilde Strand und die Sonnenanbeter zogen um ins Bad. Stammgäste nennen das schon »meene Datscha« und überhaupt geben sich die FKKler alle Mühe, wie »eene jroße Familje zu seen«.
Mir nützt das nichts. Ich verfluche die Gesetze der Biologie und wünsche mir, ein Mädchen zu sein. Beim Versuch, mich abzulenken, blicke ich über die Liegewiese, die vom Uferweg leicht ansteigt. Die wenigsten der Anwesenden haben eine Figur, die es zwingend erforderlich macht, sie öffentlich und nackt zu präsentieren. Anders als am Wannsee ist am Müggelsee der FKK kaum Bühne für Selbstdarsteller. Hier geht alles noch familiärer zu, spürt man in manchen Momenten noch Erbreste des Zille-Milljöhs: »Kieke mal, wat icke für Hüften jekriecht hab' über'n Winter«, sagt einer, der aussieht, als hätte er die letzten Monate außer Essen und Fernsehgucken nur noch geschlafen.
Seine Frau, die den Eindruck erweckt, das mit ihm zusammen getan zu haben, lacht nur und sagt zu ihrer Freundin, die es sich auf dem Bierbauch ihres Mannes gemütlich gemacht hat: »Ick gloobe, ick bin mit 'nem Mastvieh verheiratet.«
Achttausend Menschen tragen hier an »Spitzentagen« ihre Haut zum Grillen und der Anblick von soviel nacktem Fleisch auf einem Haufen erzeugt bei mir erste Entspannung, die ich mit Erleichterung registriere. Langsam drehe ich mich wieder auf den Bauch und da steht sie vor mir. »Kommste mit, ein Eis essen?« fragt sie und deutet auf die FKK-Terrasse. Bloß nicht, denke ich, überrede sie zum Schwimmen und unterwegs fragt sie mich, warum ich mich die ganze Zeit von ihr weggedreht habe. Ich sag's ihr. »Dacht' ich mir«, sagte sie, »typisch Mann.« Thorsten Preuß
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