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MIT NEUER BESCHEIDENHEIT AUF DU UND DUGutes Beispiel?

■ Der Lord of Rolls Royce verzichtet auf Teil des Gehalts

London (taz) — Lord Tomb, der Aufsichtsratsvorsitzende der britischen Firma Rolls Royce, will mit gutem Beispiel vorangehen: In der vergangenen Woche kürzte er sein eigenes Jahresgehalt um zehn Prozent. Die Ersparnis für das Londoner Rüstungsunternehmen, das nebenbei auch die weltbekannten Luxuskarossen herstellt, beträgt stolze 15.000 Pfund (rund 45.000 Mark). Vor zwei Wochen noch hatte der sparsame Lord Kündigungsschreiben an die 34.000 Arbeiter und Angestellten verschicken lassen, um in neuen Arbeitsverträgen ein Einfrieren der Löhne durchzusetzen. Als die Gewerkschaften eine Prozeßlawine ankündigten, wurden die Generalkündigungen zwar zurückgezogen, an der Streichung von 6.000 Stellen bis Jahresende will Tomb, dessen Name „Grab“ bedeutet, jedoch festhalten.

Die neue Bescheidenheit von Lord Tomb wurde allerdings nicht angemessen gewürdigt. Auf einer Aktionärsversammlung ging es in der vergangenen Woche turbulent zu. Viele Aktionäre ließen sich von Tombs nobler Geste nicht beeindrucken, hatte sich der Lord doch erst im letzten Jahr eine Gehaltserhöhung von 51 Prozent genehmigt. Leigh-Pemberton, Präsident der traditionsreichen Bank of England, hatte sich demgegenüber nur 17 Prozent mehr Gehalt zugestanden — und wurde öffentlich hart kritisiert. Tomb konterte damals ungerührt, daß die leitenden Angestellten bei Rolls Royce hoffnungslos unterbezahlt seien und ständig von Kopfjägern anderer Firmen mit dem Angebot auf Verdoppelung ihres Einkommens umworben würden. Lediglich die Loyalität zu Rolls Royce habe bisher den Exodus der gesamten Chefetage verhindert. Die Loyalität der Belegschaft ist dagegen wohl nur noch bei den Aktionären gefragt. Sie applaudierten heftig, als die Arbeitnehmer die Tombschen Stellenstreichungen als „Akt der Sabotage“ kritisierten. Ralf Sotscheck

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