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Standbild: "America is great"

■ "Alles Konfetti?" Amerika nach dem Sieg, Dienstag, ZDF

Von der Ostküste bis nach Kalifornien braucht man zwei Wochen, wenn man wenigstens ein bißchen etwas von diesem Land kapieren will. In 45 Minuten schafft das keiner — auch nicht das ZDF. Schon gar nicht, wenn in dieser Sendezeit auch noch die Siegesstimmung nach dem Golfkrieg „kritisch hinterfragt“ werden soll.

Es gab zu Beginn reichlich Schwarzkopf. In Uniform an der Spitze der New Yorker Parade, im Zweireiher in der Ehrenloge auf der Rennbahn des Kentucky Derby, wieder in Uniform auf der Bühne eines Rockkonzerts mit ein paar Gags über die Iraker, die man selbst mit ihren eigenen „lausigen“ Waffen noch in den Hintern getreten hätte. Schwarzkopf mit Frau schließlich auf der Pressekonferenz. Hat der Golfkrieg ihn verändert? Nein, strahlt die Gattin. „Er ist so wie immer. Ein ganz normaler Kerl.“

Es hätte vielleicht genügt, diesen „ganz normalen Kerl“, der seit Kriegsende wie ein Regenmacher nach hundert Jahren Dürre herumgereicht wird, mit der Kamera eine Woche zu begleiten. Die Reaktionen der Menschen auf diesen Populisten in Camouflage hätten eine Menge über die Befindlichkeit des Landes aussagen können.

Statt dessen versuchten gleich drei ReporterInnen, das ganze Land einzufangen. Heraus kam keine Reportage, sondern eine Aneinanderreihung von kurzen Features, in denen die Autoren manchmal Schwierigkeiten hatten, das eigentliche Thema im Auge zu behalten. Von den New Yorker Konfettilawinen ging es ab nach Fort Devens, Massachussetts, wo eine Militärbasis trotz der „Desert-Storm“-Euphorie geschlossen werden soll. Nach soviel bedrückter Stimmung wurde etwas Aufmunterndes gesucht und gefunden: Die staatliche Schule in der Boomtown Louisville, wo schon Achtjährige „Freundschaft mit dem Copmuter schließen“, damit sie später gute Jobs kriegen, und die florierenden Fordwerke, wo die Arbeiter täglich zwei Stunden Überstunden machen können und für die nächsten zwanzig Jahre gleich ihre Streikrechte abgetreten haben. Fehlte noch die Superboomtown, die wie immer in Kalifornien liegt und Moreno Valley heißt — eine jener Pioniergeistnischen mit Fertigbauhäusern, Swimming-Pools und Shopping-Center, die alle paar Jahre irgendwo an einem Industriestandort hochgezogen werden und ebenso schnell wieder verfallen.

Jede Geschichte für sich hätte eine gute Reportage gegeben. Anstatt nur die stupiden „America is great“-Statements konfettischmeißender Börsenmakler in Wall Street einzufangen, hätte man diese Leute genauer fragen und länger reden lassen sollen; das gleiche gilt für die arbeits- und obdachlosen Schwarzen in der Bronx, die dieser Reportage den kritischen Zungenschlag verpaßten. Aber nicht, weil man sich auf ihre Geschichten und ihren Alltag einließ, sondern weil man schlicht das Klischee vom arbeitslosen, unzufriedenen Schwarzen bemühte.

Bleibt noch eines festzustellen: Das Wort „Opfer“ wurde in dieser Reportage über ein Land nach einem gewonnen Krieg nicht ein einziges Mal erwähnt. Andrea Böhm

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