KOMMENTAR: Ferdi, der Filter
■ Von Leichtzigaretten und Rundfunk »light«
Ferdi Breidbach, PR-Manager bei Philip-Morris, Exekutor der Mühlfenzl'schen Umerziehung und baldiger Berater des Springer-Konzerns, ließ gestern keine Wünsche offen. Das grün-leuchtfarbene Sakko und die blaßlila Bundfaltenhose saßen ebenso gut wie seine kreativ-dirigistische Rhetorik. Nach anhaltendem Kniefall vor seinem Vorgesetzten und CSU-Parteifreund, dessen »Taufkirchner Charme« er lobte, stellte er sein Weiterbildungsprogramm für den DDR-Rundfunk vor. Ein Blitzvortrag »mit Overhead-Unterstützung«. Damit »wir alle in 15 Minuten gedanklich auf einem Level sind«. Vom Personalbestand war die Rede, von »Zeithorizonten« und »Kündigungswellen«, einem »Stück Sicherheit« und von der »kritischen Masse« der Über-50- jährigen, aus denen man nun leider keine »PR-Junior-Berater« mehr machen könne. Eine »riesige Schule« mit 100 Klassen á 25 Ex-Mitarbeiter gelte es »aufzuziehen«, schwelgte Breidbach zwischen den Zügen an seiner »Philip-Morris Light American«. Und falls das Geld der Bundesanstalt für Arbeit zur Finanzierung nicht ausreiche, werde man sich an die Wirtschaft wenden, zwecks »Sponsoring«. Schließlich müssen die »belasteten« Journalisten ja bei ihrer Neubewerbung beweisen, daß sie »nachgelernt haben zum Thema neue Demokratie, in der sie sich hier befinden«. Bedauerlicherweise sei das Interesse an den Kursangeboten noch gering, klagte Mühlfenzls leibhaftige Filterhülse. Aber: »Den entscheidenden Motivationsschub bekommen die Mitarbeiter, wenn sie vor der Tragik der Kündigung stehen.« Hans-H. Kotte
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