: Frankfurts Frauen können sich freuen
Rot-grüne Förderpolitik ließ die Frauenprojekte der Main-Metropole aufblühen/ 50 Einrichtungen werden bezuschußt/ Großes Lob für den Einsatz der Frauendezernentin Margarethe Nimsch ■ Aus Frankfurt Gitta Düperthal
„Ich schmücke mich gerne mit der Arbeit der Frankfurter Frauenprojekte“, sagte Margarethe Nimsch gutgelaunt. Drei Tage war die Frauen- und Gesundheitsdezernentin durch Gewerbe-, Bildungs- und Sozialprojekte getourt und hatte Bilanz gezogen über anderthalb Jahre rot- grüner Förderpolitik. Zur guten Laune hatte sie auch allen Grund, in den Projektfrauen wurde sie als „Mutter Courage der Finanzen“ zufrieden begrüßt.
Ein wahrer Geldsegen ist über die Frankfurter Frauenprojekte hereingebrochen. Frankfurt hält mit einem Frauenetat von fünf Millionen eine Vorreiterstellung in der Bundesrepublik inne. Dazu fließen noch zwei Millionen Mark aus Brüsseler EG- Geldern. Über gerade drei Millionen mehr verfügt Angela Merkel für ihr bundesweites Frauenministerium.
In den Koalitionsverhandlungen nach den Kommunalwahlen war der Frankfurter Frauenetat zunächst hart umkämpft. Die Grünen konnten sich gegen den Seniorpartner durchsetzen. Karin Kraus vom Feministischen Frauengesundheitszentrum (FFGZ): „Nach zehnjähriger Durststrecke und langjähriger Ausbeutung der Mitarbeiterinnen unter dem CDU-Magistrat sind Miete, Büro und so manche Stelle endlich gedeckt.“
Das allerdings heißt noch lange nicht, daß es nicht noch jede Menge ehrenamtlicher Arbeit gibt. Dennoch: Rot-grüne Politik zahlt sich für die Frauen, die in den Projekten beschäftigt sind, und für die Frankfurter Bürgerinnen, die den Nutzen aus der Arbeit ziehen, aus.
Selten konnte eine Politikerin mit ihrer Finanzpolitik soviel Lob einheimsen wie Margarethe Nimsch. Die Frankfurter Frauen aber biedern sich nicht dankbar an. Sie sind erfrischend anspruchsvoll und unbescheiden und haben gute unternehmerische Qualitäten: Sie wollen expandieren.
Das FFGZ ist 1990 mit 380.000 Mark gefördert worden. 1,5 Millionen wären aber tatsächlich nötig für das Projekt, das vierzig Mitarbeiterinnen beschäftigt und im letzten Jahr von 10.000 Frankfurterinnen in Anspruch genommen wurde, erklärt Karin Kraus. „Jetzt reicht es eben gerade für einen Raum pro Arbeitsbereich, nach Virginia Woolf, ,ein Zimmer für mich allein‘“, meint eine Mitarbeiterin des FFGZ.
Cora Molloy von „Huren wehren sich gemeinsam“ (HWG) berichtet, daß der für Oktober geplante Europäische Hurenkongreß “Prostitution — Binnenmarkt 92“ schon 120.000 Mark schluckt. Ehrgeizige Projekte sind immer noch schwer anzugehen: „Denn wer weiß bei der Planung, ob zum Zeitpunkt des Kongresses die ABM-Stelle verlängert ist.“ Trotz aller Antragsschreiberei an verschiedenste Stiftungen, die viel Zeit kostet, „das Frauendezernat ist ein Ruhepol“ und finanziert etwa ein Drittel des HWG-Haushaltes. HWG, direkt im Bahnhofsviertel angesiedelt, betreut mit etwa 50 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen rund 200 Prostituierte regelmäßig.
Dazu kommt die rege Öffentlichkeitsarbeit bei Gewerkschaften, Kirchen und — „wenn's denn sein muß“ — auch bei Pfadfinderinnen.
In den „Frankfurter Frauenbetrieben“, einem halbgewerblichen Gründerinnenzentrum, arbeiten 26 Frauen unter einem Dach. Langzeitarbeitslose, Jungakademikerinnen, Mütter, die wieder ins Berufsleben einsteigen, haben hier vom Partyservice über Buchbinderei bis zur Holzwerkstatt alles mögliche aufgebaut. Die Nachfrage von anderen gründungswilligen Frauen ist groß: „Nur die räumliche Begrenztheit verhindert eine weitere Expansion.“ Eine Weiterentwicklung des Konzeptes ging nur über die Förderung der Stadt.
Die „Frankfurter Frauenschule“, die ihre Themen „aus dem Alltag, der wissenschaftlichen Theorie und dem Leben und Denken der Frauen bezieht“, hat dank Frauendezernat „endlich eine angemessene Bezahlung von Kursleiterinnen und Referentinnen nach ortsüblichen Tarifen erreicht“. Die Qualität steigt.
50 Frankfurter Projekte werden von dem Frauendezernat mit Zuschüssen bedacht. Bei 17 Projekten werden Mieten und Stellen finanziert. Die schwarzen Frankfurter Zeiten, die sich für alle Projekte in roten Zahlen ausdrückten, in denen es keinerlei Förderung gab, sind vorbei.
Trotz einer Haushaltssperre von 20 Prozent, die auch für den Frauenetat eine Schmälerung bedeutet, bestimmt Zufriedenheit die Szene. Margarethe Nimsch bekommt Applaus. Gekichere gibt's am Schluß, als der grobleinene Sitzbezug eines Stuhls unter dem Leichtgewicht einer Journalistin zerreißt. „Der Mangel an finanziellen Mitteln materialisiert sich“, sagt jemand.
Endstation Sehnsucht? Erst wenn der Fünf-Millionen-Frauenetat auf dem Stand von Frau Nimschs Gesundheitsetat angekommen ist. Der hat 160 Millionen.
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