: Sofa und Schreibtisch für's Bild
■ Zum Debut von Sorg Design mit Yana Yo
Okay, das Bild für das Sofa ist ja mittlerweile mehr als ein geflügeltes Wort, eine stehende Redewendung, ist je nach Blickwinkel und Herkunft mit mehr oder weniger Abscheu ausgesprochenes Beurteilungskriterium für eine Kunst, die keine Kunst mehr ist. Da das traute Heim auch immer schöner wird, ist die Geschäftsidee von Sorg Design gar nicht unvernünftig. Wenn der Prophet nicht zum Berg will, kommt der Berg eben zum Propheten. Muß sich das Sofa, die gesamte Einrichtung, eben dem Bild anpassen.
Sorg Design, in Loftatmosphäre im vierten Stock, planen neben der ständigen Ausstellung von Designer-Mobilar auch in zweimonatigen Abständen die Präsentation von passenden Kunstwerken. Ob das Konzept aufgeht, ästhetische und funktionale Objekte im Doppelpack gleich zusammen zu verkaufen, damit sich die Frage, ob das Bild auch zum Sofa, bzw. zum Schreibtisch paßt, erst gar nicht stellt, kann mit dem Ausstellungsdebut sicherlich noch nicht beantwortet werden. Was sich jetzt schon beantworten läßt, ist die Tatsache, daß das Raumenvironment trotz Ressentiments gegenüber dieser Art von Verkaufsrepräsentation ansprechender ist als in den meisten Zahnarztpraxen und Low Budget Galerien; die ausgestellten Bilder der in Berlin studierten Yana Yo interessanter sind als vieles, was in professionellen Ausstellungsräumen gezeigt wird.
Yana Yo arbeitet mehrschichtig mit konventionellen Materialien, Ei-Tempera auf Leinwand, und mit Fotokopien. Im Herstellungsprozess wird dabei ein beliebiges Foto, bei den ausgestellten Bildern ein Gruppenphoto mit Matrosen, vielfach vergrößert und in Fragmenten auf die Leinwand fixiert. Die einzelnen Bildtafeln werden erst durch die gemeinsame Hängung der Segmente wieder zusammengeführt. Mit Tempera und Wachs werden dann die Kopien coloriert und verändert.
Durch diese Herstellungsart entsteht ein interessantes Spannungsverhältnis zwischen den hart konturierten, sichtlich technisch produzierten, durch Wachs- und Farbschichten durchschimmernden Kopien und der organischen, größtenteils erdfarbenen Nachbearbeitung. Er erinnert an mehrfach verschmutzte und zerrissene Dokumentarphotos, die in einem imaginären Kriminalfall zur Überführung des Täters identifiziert werden müssen. Den dokumentarischen Charakter unterstreichend sind die Bilder lapidar mit »Augen der Matrosen« oder »Lippen der Matrosen« betitelt. Jürgen Peters
bis 28.6.; Merseburger Str. 3, 1-62, Fabrikgebäude, 4. Stock, Mo-Fr 16-18 Uhr
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