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Servicegesellschaften organisieren Jobs

■ Mit dem Programm »Arbeitsplätze für Berlin« will der Senat im Ostteil 30.000 ABM-Stellen schaffen/ Servicegesellschaften sollen Beschäftigung anleiern/ Erfolg durch Treuhand geblockt

Berlin. Eisschlecken am Ku'damm oder Bootsfahrten auf dem Müggelsee sind für die Mitarbeiter der Servicegesellschaften (SG) nicht drin. Seit Wochen arbeiten sie täglich doppelte Schichten, um im Auftrag der Senatsverwaltung Arbeit und Frauen die Grundlagen dafür zu schaffen, daß in Ost-Berlin 30.000 Menschen über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) in Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften (BQG) eine neue Perspektive finden. 8.000 dieser ABM-Stellen des Senatsprojekts »Arbeitsplätze für Berlin« sind bereits den Arbeitsämtern gemeldet, aber nur die Hälfte von ihnen wurden bisher besetzt. Zentraler Baustein für die Koordination und Planung der Stellen sind die vor fünf Wochen eingerichteten sieben gemeinnützigen Unternehmen, die sogenannten Servicegesellschaften. Eine erste Bilanz zog gestern die Senatorin für Arbeit und Frauen, Christiane Bergmann.

Gerade vor dem Hintergrund der unerfreulichen Diskussion über die Beteiligung der Treuhand an betrieblichen Beschäftigungsgesellschaften habe sich gezeigt, sagte sie, daß es richtig war, spezielle Gesellschaften zu gründen, die im Auftrag des Senats auf regionaler Ebene arbeitsmarktpolitische Initiativen ergreifen. Zudem seien die Arbeitsämter derzeit überfordert und wüßten über die Möglichkeiten von ABM oft wenig Bescheid. Die Hauptaufgabe der SGs sei es daher, in den einzelnen Bezirken Berlins den Dialog zwischen Betrieben, ArbeitnehmerInnen, Arbeitsämtern, öffentlichem Dienst, gesellschaftlichen Gruppen und Senat in Gang zu setzen. Ihre Aufgabe sei es, Projekte und Initiativen zu entwickeln, die von befristeten zu Dauerarbeitsplätzen führen.

Die vier im Einzug der einzelnen Arbeitsämter regional arbeitenden und die drei für bestimmte Bereiche, wie Soziales, Kultur und Umwelt zuständigen sektoralen SGs haben bisher die Voraussetzungen für insgesamt 15 Beschäftigungsgesellschaften angeleiert. In Marzahn, Hohenschönhausen und Hellersdorf, berichtete der Geschäftsführer der für diese Bezirke zuständigen SG, Reiner Aster, seien gegenwärtig 780 ABM-Stellen eingerichtet, weitere 1.000 beantragt. Mehr müßten es werden, denn in diesen Neubaubezirken leben 40.000 junge und gut ausgebildete Arbeitssuchende, von denen wiederum 22.000 derzeit arbeitslos gemeldet sind. Die SG sei in drei Großbetrieben in diesem Territorium aktiv. Die Verträge für Beschäftigungsgesellschaften im Gewerbepark Biesdorf, bei Elpro AG und in den Berliner Vergaser- und Filterwerken hätten bereits unterschrieben sein können, wenn nicht die Treuhand den Firmen untersagt hätte, sich durch Bereitstellung von Räumen und Personal finanziell zu beteiligen.

Gisela Sommer, Geschäftsführerin der SG für die Bezirke Mitte, Friedrichshain und Lichtenberg weiß ähnliches zu berichten. So habe man in wochenlangen Verhandlungen mit der Firma Narva erreicht, daß eine BQG gegründet werden kann, die ab sofort auf ABM-Basis 300 Menschen beschäftigt, ab November gar 500 bis 1.000. Gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung plane die SG ein Recycling-Programm für Altlampen sowie Aufräum- und Sanierungsarbeiten. Aber dann stimmte die Treuhand diesem Plan nicht zu, untersagte Narva eine finanzielle Beteiligung an einer BQG. Jetzt sei man am Warten und am Hoffen, daß die derzeit laufenden Spitzengespräche mit der Treuhand zu einem Umschwung führen. aku

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