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Skew Siskin

■ Die Stimme für alle siebenhundertachtzig Hardrockbandgitarrenläufe

Guter Hardrock ist so lecker wie gute Pommes, immer wieder eine Sünde wert. An diesem Wochenende kann man sich besonders hemmungslos dichtschlemmen, die Vollwertkost den niedlichen Nagern in den Dielen überlassen, und es sich von Skew Siskin nach allen Regeln der Kunst der Völlerei besorgen lassen.

Mit lang ausgewalzten KickAssRocknRollRundumPlattschlag-Grooves, die über die HiHat zischeln und schwere Abschläge auf dem China-Crash-Becken landen, fett und schwitzig wie die frisch in die Friteuse getauchten Erdapfelschweinereien. Dazu kreischen siebenhundertachtzig Gitarrenläufe durcheinander, die der Premium-Rocker Jim Voxx im Laufe der vergangenen 20 Jahre Gott (dem Afro-tragenden aus Seattle), der Welt und einem guten Dutzend Workshop- Lehrern abgeguckt haben muß. Wahwahendes Ludeldidadel, trashendes Sägegesäge und filigranes Profigefichtel. Kein Wunder, daß ein solcher Lauf noch auf der vorletzten Jingo de Lunch-LP den einsamen Knaller veredelt hat.

Überhaupt machen Skew Siskin gar nicht erst den Fehler der de Lunchler, den mühsamen Weg vom Hardcore über Solifeten in die Charts einzuschlagen, um vielleicht am Ende wie Jingo- Sängerin Yvonne Ducksworth bürgerlich bescheiden die neue Foreigner-Platte im »Metal Hammer« zu loben, weil man irgendwie ja auch dazugehört.

Skew Siskin spielen gleich schnodderig das volle Brett herunter: AC/DC, Iron Maiden, ein wenig Judas Priest zum Aufwärmen. Moshmäßiges zum Mitschnippen. Dabei unterscheidet die Berliner von einer der siebenhundertachtzig Brit- oder Ami-Hardrock-Bands, die dieselben Läufe auch und wahrscheinlich besser und schneller und Deep Purple-vorprogrammgeprüfter runterleiern, vor allem eines: Nina. Die Stimme, die schon alle siebenhundertachtzig Hardrockbandgitarrenläufe hätte verschönen können. Sie tut es aber nur für Jim Voxx, und darauf kann er stolz sein. Doro Pesch gurgelt neben Nina allerhöchstens mit der Frische eines ph-neutralen Schaumbades, Lita Ford bietet nichts außer Leder, Lack und Langeweile. Und Wendy O.Williams kann nicht singen. Nina dagegen hat alles, was ein guter Whiskey braucht, und wenn sie zu einem in die Höhe ausschweifenden Stoßseufzer-Bluesschrei ausholt, sogar den Rotz von Janis Joplin in der Kehle. Harald Fricke

Am Freitag im H&M in der Langhansstr.23

Am Samstag um 21 Uhr Am Wasserturm Spandau

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