: Ein Sommerurlaub für 25 Mark
■ „Schüler-Ferien-Ticket“ ist für 5.000 Pennäler der Renner der Saison
Bitte den Zug hineien
Durch diese hohle Gasse müssen sie kommen.Foto: Jörg Oberheide
Bei Susanne (15) und Bernd (16) aus Oldenburg herrscht derzeit Ebbe in der Kasse. Diesem bedauerlichen Umstand fiel zwar ein längerer Urlaub im Süden zum Opfer — Ferienfrust kommt bei den beiden Gymnasiasten aber trotzdem nicht auf. Der Grund dafür heißt „Schüler-Ferien-Ticket“, ist handlich klein und - das Tollste — kostet nur 25 Mark. BesitzerInnen dieses Ausweises können die gesamten Sommerferien kreuz und quer — von der Küste bis zum Harz — durch Nieder
sachsen und Bremen reisen, und zwar in allen Bussen, Stadt-und Straßenbahnen sowie den Nahverkehrs-und Eilzügen der Deutschen Bundesbahn. Das Ticket gilt für GrundschülerInnen genauso wie für solche, die schon einige „Ehrenrunden“ gedreht haben — älter als 23 Jahre darf der oder die BenutzerIn allerdings nicht sein.
Bei den Kids ist die Begeisterung riesengroß. „Diese vielen Attraktionen in den Städten, dazu das wahnsinnige Wetter — einfach toll“, freut sich Susanne. Gerade hat sie sich in Bremen umgetan, demnächst will sie an der Nordsee Meeresluft schnuppern. Auch Bernd ist voll des Lobes, weil der Ferienpass auch für die öffentlichen Verkehrsmittel in den Städten gilt: „Du steigst aus dem Zug und kannst gleich weiter — viel besser als bei den normalen Monatskarten.“
Die Vorzüge haben sich schnell herumgesprochen — die Karten gehen weg wie Speiseeis am Strand. Allein im Verkaufshäuschen am Hauptbahnhof setzt die Verkehrsgemeinschaft Bremen/Niedersachsen (VBN) täglich mehr als siebzig Tickets ab — insgesamt hat der Verkehrsverbund in Bremen bereits 5.000 Exemplare unter das jugendliche Volk gebracht.
Ziel: 10.000 verkaufte Tickets
VBN-Geschäftsführer Reiner Strenger erwartet auch in den nächsten Tagen noch ein florierendes Geschäft: „Wenn das Wetter sich hält, werden wir insgesamt bestimmt auf 10.000 Käufer kommen.“
Ganz neu ist die Ferien-Ticket- Idee dabei nicht. In Nordrhein- Westfalen etwa arbeitet die Bahn schon länger mit den städtischen Verkehrsunternehmen zusammen und bietet dem reiselustigen Nachwuchs günstige Urlaubsmöglichkeiten an. Auch in diesem Jahr steht der „Westfalen- Scheck“ wieder auf dem Programm — findige Norddeutsche erwerben auch dieses Ticket und erweitern damit noch ihren Aktionsradius.
Ihr Herz für die Jugend haben die Verantwortlichen bei Bus und Bahn natürlich nicht ohne Hintergedanken entdeckt. Es gilt, die Symphatiewerte gerade beim Nachwuchs zu steigern — in den letzten Jahren tendierten die nämlich beständig gegen Null. VBN- Mann Strenger ist deshalb sehr zufrieden mit der großen Resonanz bei den reiselustigen Teenagern. „Die Aktion wird in den nächsten Jahren bestimmt wiederholt“, weiß er schon jetzt.
Ans nächste Jahr denken Bernd und Susanne noch überhaupt nicht, eher an die nächsten Reiseziele. Bernd wird sich nach Hamburg aufmachen — das Schüler- Ferien-Ticket ist nämlich (großer Knüller!) bis nach Hamurg- Hauptbahnhof gültig. Währenddessen plant Susanne eine Stippvisite beim Patenonkel in Osnabrück. Den hat sie zwar schon seit zwei Jahren nicht mehr besucht —“Ich finde ihn nicht besonders symphatisch“ — aber jetzt will sie dem Guten doch einen kostbaren Ferientag opfern. „Schließlich hat er mir das Ticket bezahlt, und da muß man sich doch erkenntlich zeigen, oder?“Bis zum Ferienende am 14. August hat sie noch Zeit — dann verlieren die wertvollen Tickets ihre Gültigkeit. Holger Gertz
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