piwik no script img

Nele Hertling und das Programm der »Olympia-Werkstatt«

Nele Hertling ist Intendantin des Hebbel-Theaters und der »Werkstatt Berlin«. Letztere wurde 1988 im Zuge des »Europäischen Kulturstadtjahres« (E 88) gegründet zwecks Förderung des Experiments und der Interdisziplinarität in den Künsten und das möglichst dezentral an »ungewohnten Orten« und vor »ungewohntem Publikum«. Seit 1989 arbeitet die Werkstatt in kleinerem Umfang weiter und veranstaltet beispielsweise die »Hofkonzerte« in der Schultheiss-Brauerei, die »Konzerte im Park« im Tiergarten bzw. im Köllnischen Park, die »Sommerakademie Bildende Kunst«, die »Tanz-« und die »Musikwerkstatt«.

In diesem Jahr wurde die experimentierfreudige Werkstatt kurzerhand zur »Olympia-Werkstatt« umfunktioniert (s. auch taz v. 10. Juli). Schließlich sei sie erfahren auch im Umgang mit neuem Publikum, worunter ja auch Sportfans und -funktionäre fielen. Soeben erschienen ist auch die Nullnummer des »Olympia- Journals«, das in einer Auflage von 50.000 Stück ab jetzt regelmäßig Ergebnisse der bisherigen Aktivitäten und zukünftige Programme erläutern soll.

Unter dem Stichwort »Sport und Kultur« sind bisher geplant:

—in der Sommerakademie Bildende Kunst von Ende Juli bis Mitte August: Diese läuft ähnlich ab wie in den Vorjahren, nur daß die Ergebnisse in einer Wanderausstellung nicht nur in mehreren Berliner Bezirken sondern auch an Sportstätten gezeigt werden.

—in der Musikwerkstatt Konzerte im Juli und August und »Schwerpunkte« im September: Zu einer Radsportveranstaltung wird der Amerikaner Richard Lerman eine mobile Klanginstallation Travelon Gamelan für 100 präparierte Fahrräder inszenieren. Der Australier Jon Rose will eine Partitur für Streichquartett und Elektronik unter dem Titel Die athletische Violine aufführen. Für die Siegerehrung beim Internationalen Stadionfest (ISTAF) hat der Berliner Friedemann Graef eine Hymne für Polizeiorchester und Percussion geschrieben. Ferner geplant sind Star Sories (wg. »Stars«), mit fünf Tagen Musik und Performances im Planetarium, ein Musik Marathon und weitere musikalische Beschallungen von Sportveranstaltungen — beispielsweise haben die Veranstalter der Europameisterschaft im Volleyball schon entsprechende Bestellungen aufgegeben.

—in der Tanzwerkstatt das Tanzprojekt Utopien des Körpers — Eine Topographie der Bewegung, dessen Ziel es sei, eine »Archäologie der städtischen Bewegungskultur« zu entwerfen, aus der Serie »Wenn Tänzer zu viel Foucault lesen«: Es sollen Diskussionsforen stattfinden zu Körpervisionen zwischen Sport und Kunst, wobei sich Tänzer und Sportler, Wissenschaftler, bildende Künstler und Literaten in offenen Gesprächskreisen zu den Themen Utopie, Rausch und Geschwindigkeit, Ritual, Freiheitsdrang und Ausdrucksform begegnen sollen.

Zum Thema »Fluggefühl« diskutieren und performen die New Yorkerin Yoshiko Chuma und der Prager Milan Knizak, der Philosoph Rudolf zur Lippe und der Tänzer Ismael Ivo sprechen zum Thema Utopien aus dem Körper. Schließlich gibt's am 21. September im Oderberger Schwimmbad eine Performance-Nacht mit Tänzern, Musikern und Sportlern. Ganz abgesehen von den längerfristigen Projekten, wie sie Nele Hertling im Interview schildert. grr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen