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Thierrys Solo

■ Thierry Marie gewann die 6. Etappe der Tour de France

Berlin (taz) — „Ich bin der Beste, die anderen können nur protestieren“, verhöhnte Djamolidin Abdushaparow, der Mann aus Taschkent, dessen Name „hübsches Gesicht“ bedeutet, nach dem Gewinn der vierte Etappe die Konkurrenz. Normalerweise blickt der Sprintspezialist, der bei seinen Spurts die ganze Breite der Straße nutzt und im Wege befindliche Rivalen rücksichtslos beiseite drängelt, jedoch eher finster drein, selbst, wenn er gewonnen hat. Ganz besonders grimmig schaute er im Ziel der sechste Etappe. Da war es dem Dittelbrunner Remig Stumpf nämlich gelungen, sich unter größter Gefahr für Leib und Leben am rauhbeinigen Usbeken vorbeizuschummeln und zwei Reifenbreiten vor ihm die Ziellinie zu überqueren.

Zum Etappensieg langte es trotzdem nicht. Den holte sich der Franzose Thierry Marie mit einer imposanten Alleinfahrt über 234 der insgesamt 259 Kilometer. Nur einmal hatte es in der Geschichte der Tour ein längeres Solo gegeben — 1947, als der Franzose Albert Bourlon 253 Kilometer allein zurücklegte. Mehr als 22 Minuten betrug zeitweise der Vorsprung des Thierry Marie, doch dann rappelte sich das Feld zur Verfolgung auf und verkürzte den Abstand noch auf knapp zwei Minuten. Das reichte Marie zum Gelben Trikot, obwohl die letzten zwanzig Kilometer für ihn zum Horrortrip wurden. „Ich war in Agonie. Es war schrecklich. Ich wußte nicht, wo ich war“, erzählte der 28jährige im Zielort Le Havre.

Wo er war, wurde ihm jedoch schnell wieder klar: in seiner Heimatregion. „Es ist wunderbar“, jubilierte er, „daß Gelbe Trikot durch die Normandie zu tragen.“ Matti

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