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Heimliche Leuchten

■ Herbstakademie: Chico Freeman und „Something More“ in der Schauburg

Oft kommt es nicht vor, daß sich ein Konzert als Etikettenschwindel entpuppt und dennoch ein großer Spaß wird. Warum der New Yorker Saxophonist Chico Freeman als Mastermind der Gruppe Something More angekündigt wurde, war im Nachhinein nicht ganz ersichtlich. Denn wenn da jemand am Mittwochabend in der Schauburg das Geschehen an sich riß, dann war es Bassist Buster Williams. Er unterhielt das Publikum nicht nur mit launigen Ansagen und netten Überleitungen, sondern präsentierte sich auch als musikalischer Mittelpunkt des Sextetts.

Mit beeindruckenden Figuren geleitete er seine Mitspielerinnen sicher durch Standards und Balladen und fand immer wieder Raum, angenehm introvertierte Soli zu spielen. Seine pointiert gezupfte „Summertime“-Interpretation war einer der Höhepunkte des an Solo-Leistungen reichen Abends. Altsaxophonist Steve Wilson überzeugte ebenso wie Trompeter Shunzo Ohno, der mit zarten, geschwungenen Melodie- Linien sensible Ton-Tupfer setzte. Als heimliche Stars kristallisierten sich allerdings die überaus feinsinnige Pianistin Renee Rosnes und der nicht minder sensible Schlagzeuger Bill Drummond heraus. Besonders dem „Song for Thaddeus“ gaben sie eine wunderbar harmonische Leichtigkeit. Drummonds sauber akzentuiertes Spiel, das von einer geradezu liebevollen Behandlung des Instrumentes lebte, ergänzte die federleichten Klangbilder der jungen Dame am Flügel perfekt.

Ganz am Anfang hatten sich (in fünf schönen Mini-Konzerten) die Workshops der Herbstakademie der Musik präsentiert. Das A-Capella-Oktett etwa unter Urzula Dudziaks Leitung sowie das komplexe Stück der Freeman- Gruppe waren ein Genuß. Zum Abschluß dann spielten, neben Freeman und Williams, weitere Workshop-LeiterInnen mit: Urzula Dudziak (Buster Williams: „She's doing vocal gymnastics“) und der Posaunist Jiggs Whigham machten mit „Something More“ den schönen Abend komplett. Lobsang Samten

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