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Universitätsklinikum Charité gerettet

■ Wissenschaftsrat stellte Weichen für die künftige Hochschulpolitik/ Senatsentscheidung steht noch aus

Berlin. Die Weichen für den Erhalt aller drei Berliner Universitätsklinika sind gestellt. Wie die taz gestern erfuhr, traf der Wissenschaftsrat jetzt eine entsprechende Entscheidung. Pressesprecher Wilhelm Krull: »Unsere Grundaussage zur Charité ist positiv, alle drei Universitätsklinika sollen bleiben.«

Als regierungsunabhängiges Ländergremium koordiniert der Wissenschaftsrat die jeweiligen Planungen der Länder bezüglich ihrer wissenschaftlichen Einrichtungen. Da die Empfehlungen dieses Gremiums von der Bundesregierung in der Regel auch umgesetzt werden, ist diese jüngste Entscheidung wahrscheinlich auch mit finanziellen Zusagen verbunden. Entsprechend wertete Bernd Köppl, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Grüne, das Urteil des Wissenschaftsrates gestern als »Erfolg für die Charité«. Wenn sich der Wissenschaftsrat für den Erhalt der drei Klinika ausspreche, könne auch der Wissenschaftssenator nicht dahinter zurückfallen, »es sei denn, er will auf Geld aus Bonn verzichten«. Mit konkreten Einzelheiten zu seinem Beschluß will der Wissenschaftsrat erst am 7. Oktober an die Öffentlichkeit treten. »Zuallererst«, so Pressesprecher Krull, »sollen die Betroffenen selbst informiert werden.« Der Senat will am 8. Oktober entscheiden, ob und in welcher Form die Universitätsklinika weitergeführt werden sollen. Dies betonte gestern auch Gesundheitssenator Peter Luther (CDU), der »davon ausgeht«, daß alle drei Kliniken erhalten bleiben.

Auch die SPD-Fraktion schloß sich bereits am Donnerstag dieser Auffassung an. Ein bißchen plötzlich — denn noch vor wenigen Tagen hatte ihr gesundheitspolitischer Sprecher, Reinhard Roß, die Fusion der Klinika Charité und Rudolf Virchow ausgesprochen, was wiederum in der Charité zu heftigen Protesten geführt hatte.

Gestern mittag beteiligten sich erneut mehrere tausend Mitarbeiter, Studenten und Patienten an einer Demonstration für den Erhalt des Universitätsklinikums Charité. Für eine Viertelstunde bildeten sie rund um das Klinikum eine dichte Menschenkette und forderten auf mitgebrachten Transparenten »Rettet die Charité«. Die auf die Mittagspause beschränkte Aktion war bereits Anfang der Woche vom Dekan der medizinischen Fakultät, Harald Mau, als Reaktion auf Gerüchte über eine »kalte Abwicklung« der Charité angekündigt worden. Es gehe nicht an, so Mau gestern, daß einige Politiker der Senatsentscheidung vorausgriffen. Statt dessen müßten die Mediziner über die Zukunft der drei Universitätsklinika entscheiden. maz

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