: „Vier über uns“
■ Vierteilige Reihe über Fernsehgeschichte in allen 3. Programmen/ Horst Stern, 23.40 Uhr, N 3
„Vier über uns“ heißt eine fünfteilige Sendereihe vom Süddeutschen Rundfunk, in der vier Männer porträtiert werden, die mit ihren Sendungen ruhmreich zur Geschichte des deutschen Fernsehens beigetragen haben. Glücklicherweise sind es keine Hierarchen, die Weihrauch über ihren Häuptern schwenken — sonst hieße es ja auch „Wir über uns“—, sondern Persönlichkeiten, die Hirn, Mut, Witz und Kompetenz zu bieten haben: Horst Stern, der Dokumentarfilmer, 'Spiegel‘-Autor Wilhelm Bittorf, der ehemalige Fernsehspielchef des SDR, Reinhart Müller-Freienfels, und — Loriot, der so viel zu berichten hat, daß er gleich zweiteilig zu porträtieren war.
Die Sendung von Ulli Pfau: Horst Stern — Die ermüdete Wahrheit macht heute den Anfang, und wenn die folgenden Porträts genauso gelassen-sachlich, so fern jeden nostalgisch-eitlen Schwafelns sind, dann ist mit dieser Reihe ein nettes kleines Stück Fernsehgeschichte festgehalten worden. Sie gibt einen Einblick in die Zeit, als es noch Fernsehdirektoren wie Horst Jaedicke gab, der sich getraute, am Heiligabend Horst Sterns Bemerkungen über den Rothirsch auszustrahlen und hinter vorgehaltener Hand empfahl: „Wer das Fernsehen zur Einstimmung auf Weihnachten braucht, soll doch das ZDF mit seinen Regensburger Domspatzen einschalten.“ Ja, das waren noch Zeiten, als Kameramann Kurt Hirschel — für den berühmten „Spinnen“-Film von Stern — anderthalb Jahre lang drehen konnte. Aber Horst Stern spricht über diese Zeit nicht wie ein schwatzhafter Veteran, sondern sehr müde, sehr resigniert. Und wenn er die Ausschnitte aus Sterns Stunden sieht, muß er sich wundern, welche „brutalen Bilder“ er damals gezeigt hat, die nicht viel mehr bewirkten als „waschkörbeweise Protestbriefe“ — und einen so hohen Prominentheitsgrad, daß Guido Baumann in einem alten Was bin ich-Ausschnitt mit fünf, sechs Fragen den „Ehrengast“ errät.
Mit dieser Sendereihe beteiligt sich der SDR an einem Projekt des Adolf-Grimme-Instituts in Marl, das sich zwei Jahre lang mit „Mediengeschichte als Geschichte der Bundesrepublik“ beschäftigt hat und unter dem Titel Unsere Medien — Unsere Republik nun Informations- und Arbeitsmaterial anbietet: Elf Zeitschriften, in denen der historischen Entwicklung und der politischen Verfassung der Medien ab 1945 nachgegangen wird, ergänzt um eben jene fünf Videokassetten. Man kann das Ganze (oder auch einzeln) beim Adolf-Grimme-Institut bestellen (Gesamtpreis 120 Mark). Man kann sich aber auch erst mal auf allen Dritten die Porträts ansehen. Sybille Simon-Zülch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen