7.000 Wohnungen warten auf Beamte

■ Alliierte räumen bis Ende 1994 Tausende von Wohnungen/ Massenhafter Leerstand droht, wenn die Bonner Beamten nicht rechtzeitig umziehen

Berlin. Die 6.280 Wohnungen im Westteil der Stadt, die bis Ende 1994 von den Alliierten geräumt werden, wird die Bundesregierung unter Umständen einige Jahre lang leerstehen lassen müssen, wenn Bundesregierung und Parlament nicht zügig nach Berlin umziehen. Auf diesen Umstand hat jetzt Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) hingewiesen.

Die jetzt noch von Amerikanern, Briten und Franzosen genutzten Wohnungen und Häuser seien im Besitz des Bundes und hervorragend geeignet, Bundesbedienstete unterzubringen. Wenn es jedoch bei den jüngsten Bonner Zeitplänen bleibe, den Bundestag erst in sechs bis zehn Jahren umziehen zu lassen, sei die Nachnnutzung der alliierten Wohnungen völlig unsicher. Eine befristete Vermietung der Wohnungen an andere Interessenten löse das Problem nicht, da dann unklar sei, ob diesen Mietern wieder gekündigt werden könne, erläuterte Nagel- Mitarbeiter Engelbert Lütke-Daldrup gegenüber der taz.

Dieses Dilemma wird auch in dem am Mittwoch in Bonn vorgestellten Kroppenstedt-Bericht über den Regierungsumzug angedeutet. Die alliierten Wohnungen seien zwar »überwiegend gut ausgestattet« und in »bevorzugten Wohngegenden« gelegen. Sie könnten deshalb durchaus »zur Wohnungsversorgung im Zusammenhang mit dem Umzug von Parlament und Regierungsstellen dienen«. Es erscheine aber »fraglich, ob ihre Vorhaltung bis zum Beginn des Umzugs gelingt«.

Die zuständige Referatsleiterin im Bonner Bundesbauministerium, Stuhlmann, bestätigte gestern, daß ein »befristeter Leerstand« eine der möglichen Lösungen des Problems sein könnte. Es sei aber noch zu früh, »sich etwas einfallen zu lassen«, solange nicht geklärt sei, wie viele Bonner Beamte nach Berlin umziehen müßten.

Nagel habe bereits mehrfach in Schreiben an Bundesbauministerin Ingrid Adam-Schwaetzer und Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth auf das Problem hingewiesen, sagte Lütke-Daldrup. Es sei widersinnig, wenn die Bonner Beamten über den Wohnungsmangel in Berlin klagten, jedoch die Chance nicht nutzen würden, die die Alliierten-Wohnungen bieten würden. Bis Ende 1995 würden überdies 5.000 weitere bundeseigene Wohnungen frei, weil die derzeitig dort wohnenden Mitarbeiter von Berliner Bundeseinrichtungen ausziehen müßten. Außerdem gebe es auf Flächen, die jetzt noch von den Alliierten genutzt würden, Potentiale für den Bau von weiteren 15.000 bis 25.000 Wohnungen, für die zum Teil schon 1993 Baubeginn sein könnte. Zusammengenommen reichten diese auf alle Fälle zur Unterbringung der Bundesbeamten aus. Der Bausenator will, so Lütke-Daldrup, darauf dringen, »daß der Umzug so schnell wie möglich geschieht, damit die Wohnungen genutzt werden können«. hmt