: "Hick's Last Stand"
Herr Achternbusch war in Amerika, vor drei Jahren. Letztes Jahr fertigte er einen kleinen, persönlichen Film darüber. Und weil Hick's Last Stand mal wieder wie seine Vorgänger ist (klein und persönlich), wollte ihn in Bremen niemand zeigen. Nun erbarmt sich das Kommunalkino. 79 Minuten kurz streicht Achternbuschs meist selbstgerführte Kamera (sehr persönlich) durch die Weiten des amerikanischen Kontinents. Eine Handlung gibt es nicht, und es bedarf ihrer auch nicht.
Denn erstens sind knapp 80 Minuten vorbeifahrende Monster- Trucks auf Endlos-Highways spannend genug (jedenfalls, wenn sie, wie bei Achternbusch, wirken, als wenn sich metallene Würmer durch eine, trotz mancher Szenerie-Wechsel sich stänig wiederholende Landschaft quälen), und zweitens, weil der Künstler, durch die Aufblähung seines Super-Acht-Filmmaterials auf mondäne 35 mm, seinen Bildern eine grobkörnige und verschwommene Ästhetik oktruiert, die selbst dem Schönen eine bedrückende Häßlichkeit verleiht — geradeso, wie dieser Satz.
Amerikaner kommen kaum vor, höchstens ein paar Folklore- Indianer, der Stamm ist unbekannt. Vorbei geht es an Motels, an Plakaten, an Büffeln, an Vorgärten — und immer wieder Trucks. Wir hören Judy Garland singen, „Native Americans“ intonieren ethnisches sangesgut und ein Klassik-Quartett spielt. Dazu spricht Herbert, der Wahnsinnige, aus dem Off. Als wenn er einen Brief schriebe, an Mary „mit dem saftigen Igel“. Über seinen Freund Yukon Jack, einen Whiskey-Likör, und über Medda, seine fette amerikanische Freundin. Jack, der Suff, macht ihm Kopfschmerzen. Wie auf den Kopf geschlagen fühlt er sich, ganz so, wie ein Indianer.
„Amerika ist so eng“, sagt Herbert A., und da ist was dran. Der Bayer zeigt ein Second- Hand-Amerika, das verlassen ist. Von allen guten Geistern ohnehin. Aber auch Häuser sind verlassen, Autowracks ebenso, ganze Gegenden sind verlassen. Dafür sehen wir Wolken, einen Regenbogen, einen kilometerlangen Güterzug. Das macht Sinn und den Eindruck, als wenn Herbert A. aus Ambach ganz viel Ahnung vom Filmemachen hat, es uns aber nicht zeigen will. Getreu seines Mottos zu Beginn des Films: Ich bin nicht nur blöd, ich fick' auch schlecht. J.F.Sebastian
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen