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ANC und PAC raufen sich zusammen

PAC sagt Teilnahme an Verhandlungen mit Südafrikas Regierung zu  ■ Aus Johannesburg Hans Brandt

Der militante Panafrikanistische Kongreß (PAC) hat sich am Sonntag bereit erklärt, sich mit der südafrikanischen Regierung an den Verhandlungstisch zu setzen. Damit gibt der PAC seine bisherige Haltung auf und ermöglicht die vom ANC gewünschte Bildung einer „Patriotischen Front“ von Anti-Apartheid- Gruppen, die bei den Gesprächen mit der Regierung geschlossen auftreten. Schon im November soll die erste Verhandlungsrunde stattfinden.

Der Durchbruch in den Kontakten zwischen den rivalisierenden Befreiungsgruppen wurde bei der „Patriotischen Front Konferenz“ in der Hafenstadt Durban erzielt, bei der 500 Vertreter von etwa 75 oppositionellen Gruppen gemeinsame Positionen im Vorfeld von Verhandlungen erarbeiten wollten. In einer Abschlußerklärung forderten sie gestern die Bildung einer Übergangsregierung, damit die gegenwärtigen Machthaber keinen Vorteil hätten. ANC und PAC werden „eine Faust“ bilden, mit der sie der Regierung einen „schweren Schlag“ zufügen, sagte ANC-Generalsekretär Cyril Rampahosa. Beide Gruppen betonten, daß die „Patriotische Front“ nicht die Unabhängigkeit einzelner Organisationen beeinträchtigen sollte, jedoch solle ein gemeinsames Komitee ständig Konsultationen ermöglichen.

PAC und ANC haben vor allem eine unterschiedliche Vorstellung über die konkrete Zusammensetzung der Übergangsregierung. Der PAC will keine Zusammenarbeit mit der Regierung, sondern schlägt vor, daß rivalisierende Organisationen die Sicherheitskräfte, staatlichen Medien und Finanzen gemeinsam kontrollieren.

Die Regierung hat bereits erklärt, daß sie zu Verhandlungen über „Übergangsmechanismen“ bereit sei. Bisher hat Präsident Frederik de Klerk jedoch lediglich angeboten, eine „kollektive Führung“ zu bilden, in die einzelne Oppositionsvertreter aufgenommen werden. Einen Rücktritt seiner Regierung hat er aber strikt abgelehnt.

Regierungsmitglieder haben die Patriotische Front als Versuch gewertet, Schwarze gegen Weiße aufzuwiegeln. Die Front gründe sich auf „negative und überholte Anti-Apartheid und Anti-Regierungs-Gedanken“, sagte ein Regierungsvertreter am Wochenende. ANC-Vizepräsident Walter Sisulu hatte de Klerks Regierung andererseits am Freitag als „größtes Hindernis auf dem Weg zu Verhandlungen“ bezeichnet. De Klerk wolle „Schiedsrichter, Mitspieler und Linienrichter“ gleichzeitig sein. Deshalb sei die Bildung einer Patriotischen Front um so dringlicher. Sich selbst aus dem Verhandlungsprozeß ausmanövriert haben Azapo und Buthelezis Inkatha.

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