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Schiffsneubauten schwimmen nicht

■ Papenburger Meyer-Werft will die rot-grüne Landesregierung zu erneuter Ems-Vertiefung zwingen

Schon 1986 blieb dieser Meyer-Werft-Neubau mehrmals im Emssand steckenFoto: Forum

Die Meyer-Werft in Papenburg an der Ems ist überregional bekannt. Nicht nur, weil sie tief im Binnenland — 80 Kilometer von der Emsmündung entfernt — riesige Kreuzfahrtschiffe baut, sondern auch, weil diese Schiffe für den kleinen Fluß mitunter zu groß sind. Das neueste Projekt: Eine Fähre mit einem Tiefgang von 7,30 Meter. Die Ems aber ist offiziell nur 5,70 Meter tief und wird gerade auf 6,80 Meter ausgebaggert. Die rot-grüne Landesregierung in Hannover hat allmählich Schwierigkeiten mit der Fakten schaffenden Unternehmenspolitik des traditionsreichen Schiffbaubetriebes.

Am vergangenen Sonntag war Tag der Offenen Tür bei Meyer in Papenburg: 50.000 BesucherInnen kamen, was die Werksleitung so interpretierte: „Dieses war eine klare Demonstration der schweigenden Mehrheit für eine weitere Vertiefung der Ems“. Die Werft ist mit 1.800 Arbeitsplätzen das größte Privatunternehmen im Emsland.

hier bitte das Foto

mit dem Kreuzfahrtschiff

Am Sonntag bestätigte die Werft auch, was schon seit langem gemunkelt wurde: 1993 und 1994 sollen Schiffe gebaut werden, die einen Tiefgang von bis zu 7,30 Meter haben. Der grüne Landtagsabgeordnete Kalle Puls-Janssen aus Rauderfehn geht sogar davon aus, daß Meyer den Auftrag für ein derartiges Schiff, angeblich eine Fähre für Schweden, schon so gut wie in der Tasche hat.

Ministerpräsident Schröders Staatskanzlei in Hannover will von diesen Plänen am liebsten nichts hören: „Ich kenne diese Absicht nicht“, sagt Pressesprecher Jürdens (Grüne) und läßt sich erst nach längerem Hin und Her darauf festlegen, daß das soviel bedeutet wie: Eine erneute Vertiefung der Ems ist mit der Landesregierung nicht zu machen. Ob diese Äußerung Bestand hat, ist fraglich: Die SPD hat bei der Kommunalwahl im Emsland einige Prozent verloren und muß versuchen, bei den Arbeitern der Meyer-Werft und ihre Angehöri

gen Boden zurückzugewinnen.

Die rot-grüne Landesregierung ist ein gebranntes Kind. Denn zu Zeiten von Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) war für die Werft in Papenburg alles leichter. Die Behörden gaben grünes Licht für den Bau des Kreuzfahrtschiffes „Zenith“ (Tiefgang mindestens 6,30 Meter), obwohl die Ems nur 5,70 tief war. Die Suppe auslöffeln mußte kürzlich Rot-Grün: Die „Zenith“ ist fast fertig und Ministerpräsident Schröder stimmte der Vertiefung auf 6,30 bis 6,80 Meter zu. Der Luxusdampfer könne ansonsten nicht sicher zur Nordsee geschleppt werden, argumentierte die Werft.

Ebenso wie für die Grüne Fraktion im niedersächsischen Landtag ist für die Umweltverbände mit der Emstiefe von 6,30 Meter das Äußerste erreicht. Holger Wesemüller vom World-Wildlife-Fund (WWF) aus Bremen: „Die Ems ist heute fast doppelt so tief wie früher. Bei Ebbe fallen dadurch ökologisch wertvolle Altarme trocken und bei Flut kommt es zu stärkeren Überschwemmungen. Beides schadet der Tier- und Pflanzenwelt.“

Auch bei der Deutschen Bundesbahn und bei Papenburger Bauern stößt die ständige Baggerei im Emssand auf Kritik. Die Bundesbahn klagte gegen die Vertiefung auf 6,30 Meter, weil sie befürchtete, daß ihre Brücke bei Weener nördlich von Papenburg durch das schneller fließende Wasser Schaden leiden könnte. Nachdem die Wasser- und Schiffahrts-Direktion in Aurich sich zur Kostenübernahme für eventuelle Reparaturen verpflichtet hatte, zog die Bundesbahn ihre Klage zurück.

Acht Landwirte klagten vor dem Verwaltungsgericht gegen die Überschwemmung ihrer Wiesen am Fluß. Doch auch sie zogen die Klage zurück: Bund und Land hatten zugesichert, die Flächen aufzukaufen. Beim entscheidenden Gespräch dabei war auch Staatsminister Rudolf Seiters vom Bundeskanzleramt aus Bonn. Er hat seinen Bundestags- Wahlkreis in Papenburg und soll der Meyer-Werft mitunter bei der Beschaffung von Aufträgen behilflich gewesen sein.

Wie der Konflikt um die Vertiefung der Ems auf 7,30 Meter ausgeht, ist ungewiß. Die Meyer- Werft hat derweil noch einen Trumpf als Druckmittel in der Hand: Sie plant den Bau einer neuen Werft am seeschifftiefen Wasser direkt vor der Steilküste der Insel Rügen in Mecklenburg- Vorpommern. Kleiner Schönheitsfehler: Der Standort liegt direkt neben einem Naturschutzgebiet. Hannes Koch

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