: Weidedamm: Denkschrift soll Ökonische retten
■ Bürgerinitiative zählte Bäume, Vögel, Fledermäuse und Frösche
Auf dem Schreibtisch von Michael Werbeck, Leiter der Naturschutzabteilung, steht seit gestern ein Gartenzwerg und der hält ein Schild,und auf dem steht: „In Zeiten wie diesen, betoniert man Wiesen.“ Der Zwerg ist ein Geschenk der Bürgerinitiative „Grüner Weidedamm“,und die hatte Werbeck bei ihrem spontanen Besuch noch etwas mitgebracht: Eine Denkschrift zu der geplanten Bebauung von Weidedamm III. Dort, am Findorffer Torfkanal gegenüber vom Bürgerpark, soll die Bebauung in den nächsten Jahren weitergehen.
Das 26 Hektar große Gebiet ist das älteste Kleingartengebiet Bremens. Für den überwiegenden Teil des Gebietes fühlt sich längst kein Kleingartenverein mehr ndig. Und so durfte vielerorts wachsen und wuchern was wollte. So entstand eine innerstädtische Ökonische. Die Bürgerinitiative hat in ihrer Denkschrift den Wert des Gebietes zusammengetragen. In zwei Kilometer Hecken, teilweise vier Meter hoch und bis zu fünf Meter breit, zwitschern jede Menge Vögel vieler Arten. Seltene Bienen haben in hohlen Stengeln ihr Winterquartier. In dem dichten Unterholz der Hecken leben diverse Käferarten, Erdkröten und Kleinsäuger.
In dem Gebiet wurden 1.700 Obstbäume und eine große Anzahl alter Laubbäume gezählt. Fledermäuse haben in hohen Pappeln ihre Wochenstube. In den Grüppen und Teichen gibt es eine Vielzahl von Grasfröschen, und schließlich leben auch noch rund 100 Menschen in den Häuschen.
Das Wort vom Zielkonflikt zwischen Natur und Wohnen mag die Initiative nicht hören. Am Weidedamm würden vor allem große Eigenheime statt kleiner sozialer Mietwohnungen entstehen. Statt der Bebauung von Ökonischen solle der Senat lieber Dachgeschoßausbau und Wohnraumteilung fördern und den Fehlbedarf über Lückenbebauung, und Bebauung von Parkplätzen abdecken.
Der beamtete Naturschützer Werbeck kann das Anliegen der Weidedammer nur zu gut verstehen. „Wir hängen daran, gar keine Frage. Es ist auch wertvoll, aber es ist nichts zu machen.“ Selbst das Ressort Stadtentwicklung und Umweltschutz hat den Zielkonflikt bereits zugunsten von Wohnen entschieden. Folge: Die Forderungen nach einem Ökogutachten erscheint überflüssig. Und auch die Tatsache, daß Ausgleichsmaßnahmen durch neue Kleingärten im Bremer Osten kaum gleichwertig sein können, ist Werbeck bewußt. Doch angesichts des Flächenbedarfs für Straßen, Gewerbe und Wohnen flüchtet er in Fatalismus: „Es liegt einfach an unserem grenzenlosen Opimismus, daß wir noch nicht verzweilfet sind.“
Vielleicht helfen ja die Grünen weiter. Deren Abgeordnete Elisabeth Hackstein hat ihrer Verhandlungsdelegation das Thema Weidedamm III unter der Überschrift: „Worum gekämpft werden muß“ anempfohlen. hbk
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