: Banken bei Kreditvergabe vorsichtiger
■ Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) registriert Rückgang der Bankgeschäfte weltweit
Basel (ap/taz) — Die Banken der Industrieländer sind bei der Kreditvergabe weltweit vorsichtiger geworden. Wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) gestern in Basel mitteilte, verlangsamte sich das internationale Bankgeschäft im zweiten Quartal dieses Jahres so stark wie nie zuvor: Nach Bankskandalen wie in Japan oder angesichts des Zusammenbruchs der überschuldeten Bank of Credit & Commerce International (BCCI), scheinen die Geldinstitute weltweit sehr viel stärker auf mögliche Risiken bei der Kreditvergabe zu achten. Zugleich setzte sich der Boom bei der Kapitalbeschaffung über die Emission von Anleihen fort.
Die BIZ ist die Bank der Notenbanken fast aller entwickelten Industriestaaten. Ihr Bankenausschuß für Bankenaufsicht ist das wichtigste Forum der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Kontrolle der Banken. Die gesamten internationalen Forderungen der Banken in den Industriestaaten gingen im zweiten Quartal um den Rekordbetrag von 164 Milliarden Dollar zurück. Erstmals wurde damit in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen eine Abnahme bei den Bruttoforderungen beobachtet. Der Nettowert der internationalen Bankausleihungen, bei dem die Doppelzählungen der Bruttowerte herausgerechnet werden, ging erstmals, und zwar um fünf Milliarden Dollar, zurück. Im Vierteljahr zuvor war noch eine Zunahme der vergebenen Kredite um 60 Milliarden Dollar verzeichnet worden.
Während in den ersten drei Monaten vor allem die japanischen Banken auf der Bremse standen, trugen im zweiten Quartal auch die meisten anderen Finanzplätze zur Verlangsamung des Bankgeschäfts bei. Die japanischen Banken wiesen aber wiederum den größten Rückgang auf. Sie haben offensichtlich eine geschäftspolitische Wende vollzogen, nachdem sie in der zweiten Hälfte der 80er Jahre noch der Motor bei der Ausweitung des internationalen Bankgeschäfts gewesen waren. Die BIZ führt diese Umkehr vor allem darauf zurück, daß die japanischen Banken jetzt schärfere Eigenmittelvorschriften einhalten müssen.
Im Geschäft mit den Ländern außerhalb des BIZ-Berichtsgebiets, also vor allem mit Entwicklungsländern, Osteuropa und den OPEC- Staaten bauten die westlichen Banken ihr Forderungsvolumen um insgesamt 9,2 Milliarden Dollar ab, nach einem Rückgang von 5,4 Milliarden Dollar im ersten Quartal. Gleichzeitig schrumpften auch die Einlagen dieser Länder bei ihnen um weitere sechs Milliarden Dollar, nachdem sie bereits im Vorquartal um 20 Milliarden Dollar abgebaut worden waren.
Selbst die Schulden der Sowjetunion bildeten sich trotz der Zinsrückstände um 1,8 Milliarden Dollar zurück, weil die Banken kurzfristige Handelskredite nicht mehr erneuerten. Die BIZ ist — auf Anweisung der Zentralbankchefs vom letzten Jahr — auch die Stelle, die die Hilfen für die osteuropäischen Länder koordinieren soll.
Im Unterschied zum beschleunigten Rückgang des Bankgeschäfts hielt der Boom auf den internationalen Wertpapiermärkten auch im zweiten Quartal an. Die Ankündigungen der Emission neuer Anleihen war mit 82 Milliarden Dollar nur um zehn Milliarden niedriger als im Vorquartal. Weil zudem das Ausmaß vorzeitiger Rückzahlungen zurückging, erreichte das Nettovolumen der am internationalen Anleihenmarkt aufgenommenen Mittel einen Rekordbetrag von 47 Milliarden Dollar.
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