: Catchen 454 Jahre nach Auerswald
■ Internationales Bremer Turnier zwischen Tradition und Moderne
„Wenn er stehet mit gestrackten Beinen, so stoßs ich mit meinem rechten Beine auff sein lincke Knieschling, Stehet er aber recht inn der wage, so kans nicht sein.“ Diesen und vierundachtzig weitere Tricks verriet weiland Fabian von Auerswald 1537 seinem Herrn und Ringschüler, dem kurfürstlichen Herzog zu Sachsen, Johann Friedrich. Die „Ringerkunst“ ist eines der ältesten Dokumente der handgreiflichen Auseinandersetzungen in Europa und Dokument für die lange Tradition des Ringkampf-Sportes. Was sich seit ihrem Erscheinen in den letzten 454 Jahren so alles auf der Matte getan hat, kann man ab morgen wieder in Bremen bewundern. 38 Tage lang werden in der Bremer Stadthalle wieder die Ringer los sein.
Was wird es da nicht wieder alles zu bewundern geben: Blühende Veilchen im November, bei denen nicht nur Blumenfreunde ins Schwärmen kommen, schillernde Hämatome, die nicht nur das medizinisch geschulte Publikum in Entzücken versetzen dürften: Und alles ganz unverfälscht nach Auerswald, denn obwohl sich vieles geändert hat bei den Berufsringern, werden die blauen Flecken auch heute noch mit Hand und Fuß gemacht.
Ein starkes Feld hat Catch-Promoter Otto Wanz in diesem Jahr wieder zusammengestellt: 21 Ringer aus 13 Staaten und ein staatenloser. Sie alle qualifiziert eine Mindestgröße von 1,80 Meter und ein Kampfgewicht nicht unter 100 Kilogramm (mit einer Ausnahme). Zu vergeben sind unter anderem die Europa-Meisterschaft im Teamkampf (25.11.) zwischen den Titelverteidigern Mile Zrno/Franz Schuhmann und den Herausforderern Chic Cullen/Dynamite Jones und die Weltmeisterschaft im Mittelgewicht (3.12.1991) zwischen Titelträger Steve Wright und Billy Travis. Bereits am ersten Turnierabend morgen wird der CWA-Weltmeister im Superschwergewicht, Rambo, im Teamkampf mit Chris Benoit gegen den Iren Fit Finlay und den Japaner Takayuki Iizuka antreten. Mittelgewichtsweltmeister Steve Wright wird es gleich am ersten Abend auf die Matte treiben: Er muß gegen Bruiser Mastino antreten (im eigentlichen Sinne des Wortes), dessen Ähnlichkeit mit dem im letzten Jahr im Bremen kämpfenden Canonball Grizzly wirklich reiner Zufall ist. Höhepunkt der Veranstaltung ist wie immer der Abschlußtag: Für den Euro-Catch „Clash of the Champs“ hat Otto Wanz die Creme der Ringerriege zusammengetrommelt: Ken Patera, Bull Power, Greg the Hammer Valentin.
Damit „drumherum“ um der Matte auch alles stimmt, soll eine Show-Band bereits ab 18.30 Uhr für Stimmung in der Halle IV sorgen. Per Video werden die Höhepunkte des jeweiligen Vorabends geboten, bevor die Gladiatoren in den Ring steigen. „Man soll sagen: Schade, daß ich gestern nicht da war“, erklärte Otto Wanz. mad
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