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Mode als politisches Medium

■ Bizarre »Kreationen des Mangels« aus Leningrad/ Auf der Modeperformance von LEM wurden sozialkritische Gewänder vorgestellt

Berlin. Eines sind die Kostüme des »Laboratoriums für experimentelle Konstruktion«, kurz LEM, mit Sicherheit: untragbar. In der anderthalbstündigen Performance der Künstlergruppe, zu deren Mitglieder Schauspieler, der russische Bodybuilding-Meister und eine ehemalige Ballerina des Kirow-Balletts zählen, ist die Mode nur Mittel zum Zweck. Sie wird zur Trägerin sozialkritischer Töne und politischer Seitenhiebe. Mit den bizarren »Kreationen des Mangels« werden nicht nur die Zustände ihrer Heimat, sondern auch die westliche Lebensart kommentiert.

Gründerin und kreativer Kopf der Gruppe aus Leningrad ist die Designerin Svetlana Petrowna, die ihre Show in deutscher Sprache mit bissigen Zwischentiteln versieht. »Der eiserne Vorhang zerreißt«, heißt ein bodenlanges, schwarzes Gewand, aus dem sich in Schritthöhe eine knallrote Hand hervorschiebt und »Die ökologisch unbefleckte Frau« kommt in einem Bikini aus Gasmasken daher.

Die kritische Auseinandersetzung mit politischen Problemen und die erotische Unverblümtheit führten dazu, daß LEM in der Sowjetunion boykottiert wird. Schwierigkeiten gibt es auch bei der Beschaffung von Stoffen und Material, wobei die Gruppe auf Spenden aus dem Freundeskreis angewiesen ist und ein erstaunliches Improvisationstalent zeigt. Um so erstaunlicher ist die Frische und Wandlungsfähigkeit, mit der sich LEM dem Publikum präsentiert. Martin Schacht

In Berlin wird die Show »Russischer Winter« vom 15. bis 17.11. in der Kulturfabrik, Lehrter Straße 35, gezeigt. Beginn der Vorführung: 20 Uhr.

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