: Bremerhaven — Kapstadt — Antarktis
■ Neue Antarktis-Forschungsstation auf Frachter verladen / Alte Station zerdrückt
Die erste Bauphase der neuen rund 27 Millionen Mark kostenden deutschen Antarktis-Forschungsstation „Neumayer“ ist abgeschlossen. Die in Bremerhaven vorgefertigten Bauteile wurden inzwischen in Containern an Bord des schwedischen Frachtschiffes „Icecrystal“ verladen. Das Schiff verließ mit 65 Monteuren und 2.200 Tonnen Baumaterial in der Nacht zum Freitag Bremerhaven, um über Kapstadt in die Antarktis zu laufen.
Der Aufbau der neuen für das Alfred-Wegener-Institut für Polar-und Meeresforschung (AWI) arbeitenden Station soll Mitte Dezember beginnen und am 28. Februar 1992 abgeschlossen sein, teilte der AWI-Logistikchef Hans Kohnen am Mittwoch mit. Bau und Montage des nach den Plänen der Polarmar GmbH für polare und marine Technik und Wirtschaft (Bremerhaven) konstruierten Projektes werden von der Bremerhavener Anlagenbaufirma J. H. Kramer und dem Hamburger Unternehmen Christiani und Nielsen ausgeführt.
Die Station soll auf dem Ekström-Schelfeis des Südkontinents etwa acht Kilometer südlich der alten Georg-von-Neumayer- Station stehen. Diese muß nach zehnjährigem Betrieb aufgegeben werden, weil die die Stationseinrichtungen schützenden Röhren unter anderem durch die Bewegung des Schelfeises verformt wurden. Nach neuesten Erkenntnissen seien die inneren Eisbewegungen am neuen Standort „wesentlich geringer“, sagte Kohnen. Deshalb würde die Lebensdauer der neuen Station voraussichtlich 15 Jahre betragen. Die alte wird nach Kohnens Angaben in einem Jahr bis auf die Wellblechhülle abgebaut und entsorgt.
Das neue wissenschaftliche Oberservatorium ist mit drei 86 bis 95 Meter langen Stahlblechröhren, deren Durchmesser acht Meter beträgt, doppelt so groß wie seine Vorgängerin.
Auf einer Gesamtfläche von 2 201 Quadratmetern werden die Betriebs-, Schlaf-und Aufenthaltsräume sowie Labors, Lager und Flure in isolierten und teilweise klimatisierten Containern eingerichtet. Dort können außer der Überwinterungsmannschaft aus vier Wissenschaftlern, einem Arzt, drei Technikern und einem Koch zusätzlich 13 Personen das ganze Jahr über untergebracht werden. Während des antarktischen Sommers finden rund 40 Forscher Platz.
Eine nach einer neuentwickelten Bauweise konstruierte höhenverschiebbare Fahrzeughalle wird unabhängig von der Schneehöhe jederzeit einsatzbereit sein. Der Neubau berücksichtige auch die Empfehlungen des antarktischen Umweltschutzes, betonte Kohnen. Dazu gehörten die Katalysatoren für die Dieselgeneratoren, umweltfreundliche Baumaterialien und eine Windkraftanlage, die jährlich rund 16 500 Liter Treibstoff einspart.
dpa
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