: „Nur Ärger“ in der Bremer SPD
■ Unwillen bei ambitionierten Genossinnen gegen die neuen SenatorInnen-Liste
„Ärger“ habe es in der SPD- Fraktion am Montag nachmittag gegeben, aber „keinen Aufstand“, als das Thema SPD-SenatorInnen aufgerufen war, sagt Fraktionssprecher Kramer. Die Frauen der Fraktion meldeten sich zu Wort und kritisierten „Zuschnitt“ der Ressorts. Willkürlich fanden die SPD-Frauen die Verteilung der Posten und überhaupt: Warum mußte eine Frau „von außen“ geholt werden, warum nicht mal ein Mann?
Wedemeier erläuterte derweil vor dem SPD-Vorstand in Bonn seine neue Landesregierung. Dem Kreis der Unzufriedenen in der Bremer Fraktion wollte sich Konrad Kunick, bisher Häfen- und Bausenator, nicht anschließen — er erklärte der Fraktion seine Kandidatur für den SPD- Landesvorsitz. Claus Grobecker saß gut gelaunt dabei und sagte — nichts. Ohne zusammenfassenden Trost und relativ trocken beendete Fraktionschef Claus Dittbrenner nach einer Stunde die Debatte: Noch eine Wortmeldung? Keine? Nächster Punkt.
Am Montag abend tagte dann die „Vorsitzenden-Runde“ der Bremer SPD mit ca. 40 VertreterInnen der Westbremer und Ostbremer Ortsvereine. Bei diesen direkten Vertretern der Basis war die Stimmung deutlich weniger gereizt, berichten Teilnehmer. Dort ging es nicht so sehr um das Thema der nicht berücksichtigten Bremer Frauen, sondern um den Ärger des UB-West. Wedemeier war inzwischen eingetroffen und erklärte, neben Scherf werde sich Frau Gaertner auf dem Teerhof ansiedeln — macht zwei Senatsposten für den UB-West. „Höhnisch gelacht“ hätten die West- Vorsitzenden auf diesen falschen Diener vor dem Regionalproporz. Und Scherf, stellte UB- West-Vorsitzende Dagmar Lill klar, sei „gesetzt“ und keinesfalls dem Kontingent des UB-West zuzurechnen. Vorerst bleibt der UB-West dabei, daß er die ganze SPD-Senatsbank ablehnen will.
Beim Ärger von Dagmar Lill werden eindeutige Motive vermutet: Als ihre Zentralstelle zur Integration von Ausländern eingerichtet wurde, hatte Scherf in der Eröffnungsrede deutliche Kritik („Nobelbehörde“) ausgesprochen. Und jetzt haben die SPD-Verhandler die Zentralstelle der UB-West-Vorsitzenden ohne Zögern dem Ressort der grünen Senatorin Helga Trüpel zugeschoben.
In der Vorsitzendenrunde am Montag kam aus dem Bremer Osten Widerspruch gegen den Ärger der West-Genossen. Antje Grotheer und Hans-Gerd Hofschen warfen die Gegenfrage auf, wer denn was werden solle. Peter Sakuth, Dagmar Lill? Auch der Name Andreas Lojewski war gefallen. „Lassen wir das lieber so, wie es ist“, sagt Fraktionssprecher Kramer genervt zu den Namen. Der UB Bremerhaven steht, der UB-Nord auch (mit Sabine Uhl nach Wunsch „bedient“). Der UB-West stellt auf dem Landesparteitag aber nur 25 Prozent der Delegierten. Gefährdet scheint — mangels vorzeigbarer Alternativen — die Wedemeier- Liste nicht. K.W.
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