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Kleine Episode kritischer Psychologiestudenten

■ Frei nach Holzkamp: Psychologen an der FU revoltieren gegen Kopiererknappheit in der Rostlaube

Die Geschichte hat eine Vorgeschichte. Zu Beginn des Wintersemesters begrüßte der neue Präsident der Freien Universität, Johann W. Gerlach, im »FU-Info« seine Studenten. In seinem Grußwort verstieg er sich dazu, die Studenten zum offenen Protest aufzufordern. Wenn die Studienbedingungen unerträglich seien, hätten sie ein Recht, dagegen anzugehen: Diese Ermunterung zum Aufruhr begleitet seitdem die Kommilitonen.

Und nun die Geschichte. Hörsaal 1B in der Rostlaube. Vorlesung »Kritische Psychologie«. Die Studenten lassen sich vom großen Meister Klaus Holzkamp darüber aufklären, wie sehr Schule und Erziehung stets auf Unterordnung, Maßregelung und Anpassung ausgerichtet gewesen seien und immer noch sind. Und daß man sich dagegen wehren müsse. »Aber ich will euch ja nicht aufwiegeln«, wiegelt Holzkamp ab. Die Studenten lachen. Da passiert's.

Ein langhaariger Student beginnt sich zu wehren. Ein Zettel geht durch die Reihen mit der Aufforderung zur Unterschrift, zum Protest. Ist dies die Geburtsstunde einer neuen Studentenrevolte, die der Präsident höchstselbst provoziert hat? Der aufrührerische Kommilitone hat seine Aktion genau kalkuliert. Wo könnte der Funke zum neuerlichen Studentenprotest gegen die Uni-Misere leichter überspringen als in einer Holzkamp-Vorlesung? Der Zettel geistert durch die Bänke, die Protestresolution der Studenten 1991: Wenn der Präsident ihnen zugestehe, sich gegen Studienbedingungen zur Wehr zu setzen, so möchten sie von diesem Recht Gebrauch machen und erklären, daß Rost- und Silberlaube zuwenig Kopierer haben und um die Aufstellung zweier weiterer Kopierer bitten.

PS: Unbestätigten Meldungen zufolge soll Gerlach angesichts einer derart bedrohlichen Studenten- Antwort auf seine Semesterauftaktermunterung allmorgendlich händeringend den Zauberlehrling zitieren: »Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los!« Winfried Sträter

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